Gornergrat

Der Himmel um 5 Uhr morgens ist sternenklar. Aber wir wissen auch, dass eine Gruppe Amerikaner heute Morgen ganz früh am Stellisee Fliegenfischen gehen will (was uns etwas lächerlich erscheint). Ausserdem ist  es ziemlich windig, was ein Spiegelbild im See nicht zulässt. Wir bleiben liegen, denken aber im Halbschlaf darüber nach, ob es die richtige Entscheidung war? So stehen wir um 6:16 Uhr am offenen Fenster und lassen uns noch einmal von den roten Sonnenstrahlen am Matterhorn verzaubern. Quasi zum Bett raus machen wir noch ein paar tolle Fotos aus anderer Perspektive.

Heute heisst es wieder Rucksack packen, wir brechen zur letzten Station des Foto-Workshops auf. Der Riffelsee ein Tal weiter ist ein ebenso beliebtes Fotosujet, noch näher beim Matterhorn als beim Stellisee. Ich konnte bei der Planung der Ferien vor gut 6 Wochen ja nicht wissen, dass jeder Tag schöner sein würde und wir alle geplanten Foto-Points bei idealen Bedingungen antreffen würden.

Wir nehmen Abschied von der Fluealp-Hütte und ihrer sympatischen österreicherischen Crew und wandern zur Riffelalp. Mittlerweile haben wir uns schon an den schweren Rucksack gewöhnt, so dass wir auf die Talfahrt mit der Gondel verzichten. Wir kommen am Grindji-See und Grünsee vorbei, wo wir uns im Berggasthaus Grünsee einen Walliserteller gönnen. Eine Stunde später steigen wir in die Gornergratbahn ein, eine Zahnradbahn bis zum Gipfel auf 3100 Metern. An der Station Riffelberg steigen wir aus und beziehen im Hotel Riffelhaus unser Zimmer Nr. 302, ein Eckzimmer mit Matterhorn-Blick. Dann nehmen wir die letzten Höhenmeter zum Gornergrat unter die Zahnräder. Der Gornergrat ist sehr touristisch und wirbt mit seiner Rundumsicht auf 28 Viertausender. Aber die Fahrt lohnt sich und weil es gegen späteren Nachmittag ist, hält es sich auch mit der Zahl der Touristen in Grenzen. Die Aussicht auf die Mont Blanc-Gruppe inkl. Monte-Rosa-Hütte ist gewaltig. Wir können diesen Blick sogar einen langen Moment ganz allein an einer Ecke geniessen. Der Mensch kommt sich angesichts der Bergmassive und Gletscherwelt ganz klein und unbedeutend vor.

 

Nach einem Drink auf der Aussichtsterrasse fahren wir mit dem Zug eine Station zum Riffelsee. Wir wollen schon mal die Umgebung anschauen, denn der Vorhersage nach soll es morgen früh ideale Fotobedingungen geben. Am Riffelsee verziehen sich eben die letzten Touristen und wir sind fast alleine da. Das Matterhorn sieht aus wie ein Vulkan, eine grosse Windfahne weht vom Gipfel. Plötzlich stellt der Wind ab und der Berg zeigt sich uns als Spiegelbild doppelt. Wir wandern runter zur Riffelalp, damit wir morgen früh im Dunkeln den Weg finden. Nicht zu steil, denken wir noch. Zurück im Hotel können wir gerade noch einen Sprung in den Whirlpool hinter dem Haus machen - natürlich mit Blick aufs Hörnli. Dieser Berg ist allgegenwärtig, Zimmer mit Matterhorn-Blick ist nur nötig, damit wir wissen, ob wir zum Fotografieren aus dem warmen Bett raus müssen oder nicht.

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