Chile

Lago Fagnano
Lago Fagnano
Montag, 30.12.13
Wir frühstücken in der Küche der Ranger, im Ofen knistert das Feuer, das Brot ist frisch gebacken - pure Wildnis. Der scheints sinnlose Ausflug hierher hat uns eine andere Welt gezeigt. Der Carabiniero von Pampa Guanacos bestätigt die Info der Estancia WCS (Wildlife Conservatory Society), die Grenze öffnet erst am 2. Januar. Zu spät für uns. Zum Glück ist die Strasse besser und es regnet auch nicht mehr, so dass wir gegen Mittag einen erneuten Anlauf zum Grenübergang nehmen können. Auf der anderen Seite tanken wir in San Sebastian, das Benzin hat gerade so für unsere Rundtour gereicht. Das nächste Mal würden wir ein Dieselfahrzeug mieten. Wir rauschen wieder gen Süden, dieses Mal auf den geteerten Strassen von Argentinien. In der nächst grösseren Stadt, Rio Grande, lassen wir das Auto waschen, der Schlamm ist in allen Ritzen. Unser Hotel liegt am Lago Fagnano und vom Zimmer haben wir einen traumhaften Blick über den See mit Sonnenuntergang. Nur noch 100 km, dann sind wir am Ende der Welt. (Weiterlesen in Argentinien)
Pingüinos Rey
Pingüinos Rey
Sonntag, 29.12.13
Wir stehen um 7.45 Uhr am Ticketschalter und versuchen ein Ticket für die Fähre nach Porvenir in Feuerland zu ergattern. Draussen regnet es und stürmt, die Wellen der Magellanstrasse werfen die Fähre von einer auf die andere Seite. Wir müssen warten, bis dann die Nachricht kommt, dass die Überfahrt wegen dem schlechten Wetter verschoben ist. Vielleicht ist es besser so. Ich rufe meine Oma an gratuliere ihr zum 90. Geburtstag. Sie ist ganz aufgeregt und sehr erstaunt, dass sie mich über diese Entfernung hinweg so gut versteht. Danach  setzen wir uns ins Auto und fahren ins 170 km entfernte Punta Delgada, wo eine kleine Fähre in 20 Minuten übersetzt. Erstaunlicherweise hier ganz ohne Wind und Wellen. In Feuerland gibt es nur wenige geteerte Strassen. In Cerro Sombrero, wo wir das letzte Mal tanken können, beginnt die Naturstrasse. Es regnet immer noch und ein Schlagloch folgt dem nächsten, es spritzt ohne Ende und in kürzester Zeit erkennt man die Farbe unseres Autos nicht mehr. Am frühen Nachmittag kündigt uns im Niemandsland ein Schild an, dass wir die Königs-Pinguin-Kolonie erreicht haben. Der Eintritt ist horrent, 50 Dollar pro Person. Hoffen wir, dass das Geld den Pinguinen zugute kommt. Diese Art von Pinguinen sieht man üblicherweise nur in Südgeorgien, aber hier in der Bahia Inutil hat sich seit vielen Jahren eine Kolonie angesiedelt. Wir laufen über eine Wiese, durch die ein kleiner Bach fliesst. Am Ufer, vielleicht 10 Meter entfernt, sitzen sie. Der Regen hat aufgehört und wir beobachten das muntere Treiben: 3 Pinguine schwimmen vom Meer her kommend den Fluss hinauf und versuchen vergeblich, das Ufer zu erklimmen. Mit Schnabel und Flügel krallt sich der erste in der Böschung, während die hinteren ungeguldig warten. Die einen streiten und schlageln sich mit den Flügeln, andere spazieren im Kreis herum. Wir werden von Regenschauern immer wieder zum Auto getrieben, aber dazwischen haben wir ein wunderbares Theater bei schönstem Licht mit Sonnenschein. Nach drei Stunden, als wir gehen, erwähnt der Parkwächter, dass das Meer sehr selten so ruhig, wie jetzt sei.

Es liegen weitere 170 km vor uns und wir wissen noch nicht, wo wir übernachten. Das südliche Feuerland ist unberührt und touristisch nicht erschlossen. Es gibt einen kleinen Grenzübergang nach Argentinien, den wir morgen passieren wollen und ein paar Estancias, wo man ein Zimmer bekommt. Der Parkwächter empfiehlt uns die Estancia Vicuña und beschreibt uns ungefähr den Weg. Wir rumpeln weitere Stunden über die Naturstrasse, etwas erschrocken über unsere Zuversicht. No se preocupa, das hört man im Chile ja oft. Wir finden den Weg und ein paar verlassene Häuser, hier sieht es nicht sehr wohnlich aus. 5 km weiter steht wenigstens ein Auto und eine junge Frau kommt gerade heraus. Wir bekommen ein Zimmer im Haus am Waldrand, der Ofen wird eingeheizt und im Nu haben wir warmes Wasser für den Tee. Spaghetti und Pesto sind Überbleibsel vom Zelten und retten das Abendessen. Die einzige schlechte Nachricht: der Fluss hat Hochwasser und der Grenzübergang ist gesperrt. 10 km vor Argentinien müssen wir umkehren und morgen in den Norden von Tierra del Fuego zurückholpern.
Erster Schnee
Erster Schnee
Samstag, 28.12.13
Es regnet Bindfäden und alles ist grau in grau. Am Morgen nutze ich die Gelegenheit, noch schnell ein paar Bilder auf den Blog hochzuladen. Das ging seit Tagen wegen dem schlechten Wifi nicht mehr, wetterbedingt, wie man uns erklärt. Wir fahren los und drehen eine runde durch Puerto Natales, wirklich keine schöne Stadt. Dann folgen wir der Ruta 9, ruta del Fin del Mundo, 260 km nach Punta Arenas. Die Scheiben im Auto laufen an, die Lüftung kann die Feuchtigkeit fast nicht mehr bewältigen, da fängt es auch noch an zu schneien. Die Konturen der Schafe verschmelzen mit dem weissen Weideland. Haben wir eigentlich Sommerreifen? Zum Glück hört es nach einer Weile auf und je weiter südlich wir kommen, um so blauer wird der Himmel. Da ist sie, die Magellanstrasse: ziemlich unauffällig fliesst das Wasser dahin, morgen wollen wir sie mit der Fähre überqueren, um nach Feuerland zu gelangen. In Punta Arenas beziehen wir unser Zimmer in der Estancia de los Ciervos, die etwas ausserhalb ist. Zurück in der Stadt besuchen wir den Cementerio Municipal, der für seine Zeitzeugen der Auswanderer bekannt ist. Wir finden sogar das Grab von Erwin Neracher Schlittler, ein Namensvetter aus dem Glarnerland. Dann versuchen wir noch eine Reservation für die Fähre zu ergattern, was leider nicht klappt. Das heisst, morgen früh aufstehen, damit wir die ersten am Ticketschalter sind. Auf dem Weg zum Supermarkt, winken sie uns plötzlich - Frank und Yvonne sind auch hier. Sie haben uns überholt und sind nun wieder auf dem Rückweg nach El Calafate. Sie helfen uns beim Geldwechseln, Beim Essen erzählen sie uns von ihren Erfahrungen auf Feuerland und geben uns einige gute Tipps. Dann heisst es für dieses Jahr endgültig Abschied nehmen. Aber wir treffen uns wieder, das ist abgemacht.
Torres del Paine
Torres del Paine
Freitag, 27.12.13
Der Regen hat aufgehört und die Wolken verziehen sich. Der Weg nach Puerto Natales führt wegen der Umfahrung durch den ganzen Park. Viele schöne Aussichten ewarten uns. Wir packen rasch zusammen und verabschieden uns. Den ersten Stopp machen wir am Salto Chico, dem kleinen Wasserfall, an dem das teuerste Hotel im Park, das Explora, steht. Leider verbaut dessen Infrastruktur die Schönheit des kleinen Ortes. Der Wasserfall wird durch eine Turbine verschandelt, der Generator macht einen Höllenlärm und wo die Abwasser hinfliessen, fragen wir lieber nicht. Schade. Da gefällt uns die Hosteria am Lago Pehue viel besser. Eine kleine Brücke führt auf die Insel und die Aussicht auf das Paine-Massiv ist fantastisch. Es hat in den letzten Tagen in den Bergen geschneit, sie sind bis weit runter wie gezuckert. Wir denken etwas mitleidig an die Trekker im Zelt. Am Salto Grande rauscht das Wasser ohne Behinderung in die Tiefe. Hier ist es SEHR windig, wir müssen uns richtig gegen den Wind stemmen. Leider ist die kleine Cafeteria geschlossen, obwohl ein grosses 'open' am Eingang prangt. Wir fahren weiter und das schlechte Wetter von morgen kündigt sich an, der Himmel verschleiert sich. Bis Puerto Natales sind es ca. 150 km, wo wir gegen Abend eintreffen. Das Hotel Altiplanico liegt vor den Stadttoren mit Aussicht auf die Bucht Ultima Esperanza. Wir lachen noch: ab hier kann man jegliche Hoffnung auf Sonnenschein begraben. Wir haben keine Lust, noch in die Stadt zu fahren, die für viele Startpunkt zum Nationalpark ist und wo man sich vor allem mit Campingausrüstung und Lebensmittel eindecken kann. Ein Bad im Jacuzzi, das Abendrot über der Bucht und ein sehr feines Essen im Hotelrestaurant machen uns ziemlich müde.
Nandus
Nandus
Donnerstag, 26.12.13
Willkommen im Süden von Patagonien - es regnet auch heute. So starten wir langsam in den Tag und geniessen das süsse Nichtstun. Silver kommt später mit Res vom Outdoorladen ins Gespräch und bucht für 3 Uhr eine Fauna-Wanderung von ca. 3 Stunde. Vielleicht sehen wir ja einen Puma? Bequem sitzen wir im Büssli und müssen nicht selbst mit dem Auto über die Piste holpern. Und das beste: es hat aufgehört zu regnen und der blaue Himmel schaut hervor. Da sieht der Guide einen Kondor, der ziemlich nahe über dem Boden kreist. Vielleicht hat er ein totes Tier gesehen, denn Kondore sind Aasfresser. Wir halten an, selten sieht man einen Kondor so nah, da kommt ein zweiter dazu. Sie landen unmittelbar neben der Strasse und wir sind ganz atemlos vom Fotografieren. Kaum 1 km weiter sehen wir am Stassenrand eine Nandumutter mit mindestens 7 Jungtieren. Auch das ist selten und wir beobachten die Familie beim Weihnachtsspaziergang. Ein Riesenglück, denn Nandus sind sehr scheu. Die eigentliche Wanderung geht entlang der Nationalpark-Grenze. Oft sehen wir Guanakos, eine Kamelart, die auch spucken können. Sie leben in Familien, sind sehr sozial. Der Familienchef steht immer oben am höchsten Punkt, beobachtet aufmerksam die Umgebung und gibt bei Gefahr Warnsignale. Z. B. wenn der Puma kommt. Wir sehen keinen, aber seine Spuren: immer wieder liegt ein abgenagtes Guanako-Skelett am Wegesrand. Ein Stinktier rennt ins Gebüsch, aber Achtung, bei Gefahr uriniert es und diesen Gestank bringt man für Wochen nicht aus den Kleidern. Am Ende der Wanderung zeigt uns Hector, der Driver, den Calafate-Busch, dessen Beeren man essen kann. Bevor es ins Hotel zurück geht, bekommen wir noch Tee und einen Snack. Das war ein lohnenswerter Ausflug an unserem letzten Tag im Park. Morgen geht es weiter nach Puerto Natales.
Mittwoch, 25.12.13
Nach 51 regenfreien Tagen ist heute der erste Regentag auf unserer Reise. Uns ist es recht, wir erwischen einen guten Wifi-Slot und skypen, schreiben Weihnachtsmails und Reiseberichte. Am Nachmittag wird das Wetter etwas besser, scheint es. Wir brauchen doch noch etwas frische Luft und wollen den Lago Grey am Grey-Gletscher besuchen, der ca. 30 km vom Hotel weg ist. Wir rechnen unseren Benzinbedarf aus, das liegt noch drin. Wir rumpeln über Pisten und lassen das Auto bei der Guarderia stehen. Der Pfad führt durch den Wald, dann auf einem grossen schwarzen Sandstrand entlang zu einer kleinen Halbinsel. Es regnet und ist windig, unsere Schlechtwetter-Kleidung kommt zum Einsatz und kann sich bewähren. Den Gletscher erkennen wir knapp im Hintergrund, aber im See schwimmen riesige blaue Eisberge, die auch bei diesem grauen Wetter beeindrucken. Zurück beim Auto fällt uns auf, dass die Benzinleitung runterhängt - toll. Nur noch unser Auto steht auf dem Parkplatz und wir haben kein Kabel dabei, um die Leitung hochzubinden. Wir versuchens bei der Guarderia und tatsächlich kümmert sich ein Ranger um unser Problem. Muchas gracias!
Torres del Paine
Torres del Paine
Dienstag, 24.12.13
Die drei weltberühmten Zinnen des Torres del Paine-Massivs sind ein Must für jeden Patagonien-Besucher. Der Weg startet bei der Hosteria de Torres am Nordausgang des Parks. Auf den Naturstrassen benötigen wir für die 50 km dahin fast zwei Stunden. Dicke Wolken ziehen durchs Massiv, als wir um 9 Uhr loswandern. 10 km und 1000 Höhenmeter liegen vor uns, hoffentlich sehen wir überhaupt etwas. Schon kommen uns die ersten Wanderer mit Zelt entgegen, die auf einem der zwei Zeltplätze übernachtet haben. Das absolute Highlight ist der Sonnenaufgang an der Laguna de Torres, aber nur wenigen ist dieses Glück beschieden. Heute ist es sehr windig, man muss beim Laufen aufpassen, so wird man durchgerüttelt. Der entgegen kommende Menschenstrom reisst nicht ab, der Zeltplatz muss riesig sein! Der Weg zieht sich hinauf entlang dem Fluss Torres, eine Steinwüste, nicht wirklich schön. Silver wundert sich über den Hype, er vergleicht die Torres mit den Churfirsten. Nach 1.5 Stunden erreichen wir den ersten Zeltplatz. Unter Bäumen und auf Holzplattformen drängelt sich ein Zelt ans andere. Ist das die patagonische Einsamkeit? Wir laufen zügig weiter und erreichen bald die letzte steile Moräne vor der Lagune. Nach gut drei Stunden stehen wir vor den Torres, sie sind noch etwas verhangen, aber der Wind bläst so stark, dass das schnell ändern kann. Und dann bekommen wir unser Weihnachtsgeschenk: die Wolken verziehen sich und blauer Himmel zeigt sich. Die Lagune mit den drei Türmen präsentieren sich uns in ihrer ganzen Pracht, wirklich beeindruckend und doch noch etwas faszinierender als die Churfirsten :-). Wir fotografieren und geniessen, dann sind wir ausgefroren und machen uns auf den Rückweg. Wolken rasen heran, plötzlich ist alles wieder zugezogen. Immer noch steigen Heerscharen den Berg hinauf. Am Campingplatz kommen wir ins Gespräch mit einem deutschen Päärchen, die seit 4 Tagen auf dem bekannten Trekking, dem W, unterwegs sind. Es hat die meiste Zeit geregnet, sie haben leider nicht viel gesehen. Ich gebe zu, dass ich bei diesen Aussichten ganz schnell zum Weichei werde und lieber im warmen Hotelzimmer von unserem Schuppen schlafe.

Zurück im Hotel geniessen wir ein feines Weihnachtsmenü und freuen uns riesig über den gelungenen Tag. Das Personal im Hotel ist sehr freundlich und die Hotelmanagerin greift zum Mikrofon und sorgt mit schöner Weltmusik für Tanzstimmung. Eine Gruppe chilenischer Senioren schwingt sofort beherzt das Tanzbein, wir witzeln, dass sie wohl den ganzen Tag im Bus sassen. Aber nach ein paar Minuten lassen wir uns sogar in den Wandersandalen und mit müde Beinen dazu hinreissen, mitzutanzen. Ein Päärchen in der Lobby zeigt uns ihr Weihnachtsgeschenk: sie haben heute einen Puma gesehen und fotografiert. Es gibt sie also doch! Dann fallen wir totmüde ins Bett. Weihnachten einmal anders - Feliz Navidad.
Rio Serrano
Rio Serrano
Montag, 23.12.13
Wir haben uns fest vorgenommen, die nächsten Tage im Nationalpark Torres del Paine etwas ruhiger anzugehen. So erkunden wir am Morgen nicht viel mehr als die Hotellobby, wo der Wifi-Empfang am besten ist. Wir schreiben Emails und Reiseberichte und schauen vom grossen Panorama-Fenster aus hinaus auf das Torres del Peine-Massiv. Immer wieder verziehen sich die Wolken und lassen dessen Mächtigkeit erahnen. Die Berge bestehen wie der Fitz Roy aus Granittürmen und -gipfeln, mit dunklem Sediment vulkanischem Ursprungs. Im Hotel gibt es natürlich auch einen Outdoor-Organisator, der für viel Geld geführte Touren im Park anbietet. Wir schauen mal, was es so gibt. Mit unserem Mietauto wären wir ja unabhängig, aber das Benzin fehlt! Wegen der gesperrten Strasse müssen wir einen 300km-Umweg fahren und die nächsten Tankstellen sind entweder in Argentinien über der Grenze, von wo wir herkommen oder in Puerto Natales, wo wir am Freitag hinfahren wollen. Das heisst entweder Benzin sparen oder in der benachbarten Hospedaje zum vierfachen Preis Benzin kaufen. Das kommt aber immer noch günstiger, als die Touren im Hotel und wir sind zudem unabhängiger. Etwas ist dann aber doch spannend - eine Bootsfahrt auf dem Rio Serrano bis hin zum Serrano-Gletscher. Da kommen wir mit dem Auto nicht hin und so entscheiden wir uns spontan, mitzufahren. Die Natur da draussen ist einfach zu schön, wir können nicht den ganzen Tag in der Lobby sitzen.

Es geht gleich los, wir laufen zum Haus nebenan, wo die Tour startet. Es ist ziemlich frisch und windig. Zum Glück bekommen wir einen dicken, gefütterten Overall als Wind- und Wasserschutz. Ein grosses Schlauchboot mit 2x100 PS-Motoren erwartet uns. Wir sind froh, dass sich andere vordrängeln und die ersten Plätze ergattern. Wir sind lieber etwas windgeschützt weiter hinten, die Aussicht ist trotzdem fantastisch. Der Fluss zieht sich in vielen Windungen Richtung Süden. Nach 10 Minuten legen wir an einem kleinen Steg an und müssen aussteigen und einem Pfad in den Wald folgen. Auf einem kleinen Mirador erfahren wir den Grund: eine Stromschnelle macht die Durchfahrt unmöglich. Auf der anderen Seite wartet das zweite Boot und die Fahrt geht rasant weiter. Die Ufer sind gesäumt von kleinen Südbuchen, Vögel fliegen auf, und dann immer wieder beeindruckende Gletscher, die aber für hiesige Verhältnisse nichts besonderes sind und darum auch keine grosse Beachtung erhalten. Ein Wasserfall stürzt sich in den Fluss, wir stehen mit dem Boot darunter ohne nass zu werden. Beim Sorrano-Gletscher mit seiner Laguna steigen wir aus und laufen ca. 30 Minuten zum Mirador. Auch dieser Gletscher ist wieder blau, warum? Es ist nur wenig Luft eingeschlossen, weil das Eis unter starkem Druck entsteht. In der Laguna schwimmen kleine blaue Eisberge, die immer wieder vom Gletscher abbrechen. Der Guide erzählt uns, dass die Lagune 80 Meter tief ist und zwei Fischarten darin schwimmen. Von der kleinen Wanderung im dicken Anzug sind wir ziemlich gut aufgewärmt, so dass wir auch auf der Rückfahrt nicht frieren. Mir fallen die grossen Benzinkanister im Boot auf und  ich erkundige mich beim Bootsführer, wo man das kaufen kann. Er verkauft uns 20 Liter "nur" zum doppelten Preis! Super, damit können wir Ausflüge im Park machen. Die Chilenen sind wirklich ein nettes Volk. 
Leckerer Hustensaft
Leckerer Hustensaft
Donnerstag, 12.12.13
Heute ist Layday, auch weil ich wegen einer Erkältung nicht so fit bin.. Wir frühstücken gemütlich, schreiben Emails, reservieren die Cabaña im Chesa Engadina, wo wir in Bariloche wohnen werden. Am Nachmittag gehen wir in die Stadt und kaufen das Ticket für die Weiterreise nach San Carlos de Bariloche in Argentinien. Wir wählen den Weg über die Seen, 4 Bus- und 3 Schifffahrten sind kombiniert. Die Fahrt dauert insgesamt 12 Stunden, um das Gepäck müssen wir uns dabei nicht kümmern. Zum Abschied von der chilenischen Meeresregion geniessen wir einen feinen atlantischen Lachs. Morgen gehts weiter nach Argentinien!

Canal de Chucao
Canal de Chucao
Mittwoch, 11.12.13
Sandra aus der WBK hat mir immer von Chiloé vorgeschwärmt - eine Insel im Pazifik vor Puerto Montt (eine hässliche Hafenstadt, die wir umfahren). Die Fahrzeit dorthin einschliesslich dem Transfer über den Chacao-Kanal dauert gut 1 1/2 Stunden. Chiloé ist ja bekannt für seine enormen Regenmengen, heute scheint jedoch die Sonne. Die Westküste ist unser Ziel, den dort gibt es kleine Inseln mit Pinguinen. Die Nebenstrasse windet sich der Küste entlang, viele Baustellen  unterwegs. Da man auf dem Festlandweg nicht einfach Richtung Süden kommt, wird die Route über die Insel ausgebaut. Und dann das: beim Zurückblicken auf den Klippen erhaschen wir eine riesengrosse Bucht, Mar Brava genannt. Das Wasser muss flach sein, die Brandung tost über 10 km herein. So einen Strand haben wir beide noch nie gesehen. Leider kann man nicht einfach hinuntersteigen, so fahren wir weiter, bis wir kurze Zeit später bei den Pinguin-Inseln sind. Kaum angekommen werden wir eingeladen, an der nächsten Bootsfahrt teilzunehmen, jetzt sofort! Schwimmweste an und los: Auf einem Wagen werden wir zum Boot gezogen, so werden unsere Füsse nicht nass. Die Helfer stehen bis zu den Hüften im Wasser und schieben das Boot über die Brandung, alles Handarbeit, es gibt ja keinen Steg. Das Wasser wird ruhiger, wir tuckern zu den Pinguinen, es sind Jungtiere, von diesem Jahr, erklärt ein Guide. Nach 30 Minuten spuckt uns das Boot wieder an Land. Es gibt ein einfaches Restaurant, wir essen Empanadas mit Queso und Loco und hören dem Meeresrauschen zu. Wir wollen noch nicht zurück, also erklimmen wir noch einen kleinen Mirador mit Aussicht auf den Pazifik. Es ist ziemlich windig. Wir denken an die bevorstehende Segelreise, da hinaus müssen/dürfen wir! Auf dem Heimweg nehmen wir noch eine Umweg in Kauf, damit wir am Strand vor der tosenden Brandung stehen: die Luft schimmert und ist ganz salzig, die Wellen machen eine ohrenbetäubenden Lärm. Spät im Hotel macht uns der Nachtportier noch eine Pizza, mit der Ration Cerveza hören wir auch fast kein Hundegebell mehr.
Volcan Osorno
Volcan Osorno
Dienstag, 10.12.13
Die Zimmer im Hotel Casa Kalfu sind einfach, aber nicht sehr heimelig. Abends, wenn wir ins Bett gehen, könnte man meinen, das Zimmer ist in einem Hundezwinger mit 50 Hunden. Fängt einer an zu bellen, bellen alle und das dann für mind. 15 Minuten. Man kann nicht mit offenem Fenster schlafen. Der Service von Francisco an der Rezeption ist hingegen tiptop. Ernesto übergibt uns das Auto (ein Toyota Yaris) und viele Infos zur Route - heute wollen wir um den See Llanquihue fahren und dabei den Vulkan Osorno von allen Seiten betrachten.

Wir kommen nicht weit, Fotostopp reiht sich an Fotostopp, die Freiheit des eigenen Autos. In Frutillar essen wir Kuchen, ein Überbleibsel der deutschen Kolonien. Abends um 5 nehmen wir die Strasse hoch zum Vulkan, die Erde ist schwarz, es wachsen Lupinien. Über 10 km schlängelt sich die Strasse nach oben. Wir sind die letzten, die den Sessellift nehmen und beschliessen, das kurze Stück wieder runter zu laufen. Die Aussicht ist fantastisch, wir sehen über den ganzen See, die Sonne neigt sich am Horizont. Wir sind ganz allein und bleiben, bis wir uns satt gesehen haben. Zurück im Hotel reicht es nicht mal mehr für ein Abendessen. Wir trinken ein Bier, um das Hundegebell einzunebeln.

Lago Llanquihue
Lago Llanquihue
Montag, 9.12.13
Der Bus schaukelt Richtung Süden. Manchmal hält er an und lässt Einheimische ein- oder aussteigen. Das kann auch mitten auf der Autobahn sein, wenn ein Chauffeur zu seinem auf dem Pannenstreifen abgestellten Camion möchte. Um 12.30 kommen wir in Puerto Varas an, der Osorno streckt seine Eisnase aus den Wolken und zieht uns sofort in seinen Bann. Im Hotel wird uns froh verkündet, dass das Wetter die nächsten Tage sehr sonnig sei. Wir kennen seit 5 Wochen nichts anderes, aber hier scheint es nicht alltäglich zu sein. Franzisco empfiehlt uns ein Auto zu mieten und gibt uns viele weitere Tipps für Ausflüge. Das Auto organisiert er uns gleich für den nächsten Tag. Zu Fuss erkunden wir das Städtchen und nehmen im Casa Valdés ein grosszügiges Spätmittgessen ein. Die Atmosphäre am See ist fast maritim, Kinder baden und geniessen die Sonnenstrahlen. Im Turist-Office erkundigen wir uns über die Möglichkeiten zur Weiterreise nach Bariloche, die Kombitour mit Bus und Schiff lockt uns. Im Supermarkt decken wir uns mit etwas Proviant ein - hier drin ist Weihnachtsstimmung. Es gibt eine Art Panettone mit dem nicht ganz passenden Namen "Pan de Pascua" (Osterbrot). Bäcker stellen in Rekordzeit Brötchen her, sie freuen sich, dass wir sie fotografieren. Aus dem Lautsprecher schallt Feliz Navidad, ich singe mit, da fängt eine Frau mit mir an zu singen. Die Chilenen sind ein sehr fröhliches, musikalisches und vor allem sehr höfliches Volk. Niemand drängelt, an den Zebrastreifen hält fast jedes Auto an und lässt Fussgänger passieren, die Menschen sind fröhlich und lachen oft. Das Highlight des Tages: Silver bekommt für ca. 10 Franken einen klasse Haarschnitt, von einem ausgewanderten Argentinier.
Zeltplatz Olga
Zeltplatz Olga
Sonntag, 8.12.13
Wir geniessen ein ausgiebiges Frühstück und Antoine erzählt von weiteren Trekking- und Wandermöglichkeiten im Park. Wir sind jetzt eine Woche in Pucón, man könnte länger bleiben, klar. Aber wir wollen weiter in den Süden. Das Zelt ist trocken und verpackt und der Bus bringt uns zurück nach Pucón, wo wir eine letzte Nacht im Aldea Naukana verbringen. Die Wanderung steckt uns in den Knochen, war aber ein einmaliges Erlebnis, da sind wir uns einig. Morgen nehmen wir den Bus für die nächsten 350 km nach Puerto Varas, am Lago Llanquihue, dem zweitgrössten See in Chile mit dem Eisvulkan Osorno.

Aufstehen
Aufstehen
Samstag, 7.12.13
Wenn wir es heute bis um 17.00 Uhr zurück zum Parkeingang schaffen, könnten wir den Bus zurück nach Pucón nehmen. Wir beschliessen aber, nicht zu hetzen. Die Holländer haben uns vom Camping Olga beim Parkeingang erzählt, dort wollen wir die dritte Nacht verbringen. So können wir uns genügend Zeit für den Rückweg nehmen. Der beginnt mit einem steilen Anstieg von ca. 350 Höhenmetern bis zur Laguna Abutardas, wo wir dann dem Weg zur Laguna Toro folgen. Wir haben uns schon etwas an den Rucksack gewöhnt und können gut damit wandern. Die Seenplatte hat einige Lagunas zu bieten und die Laguna Toro ist die schönste. Sie liegt verträumt im Wald, windet sich um Buchten und Schilfgürtel. Wir finden ein Plätzchen für ein Picknick und atmen die Stille tief ein. Gut, dass wir es nicht eilig haben. Der Proviant war perfekt berechnet und neigt sich dem Ende zu. Hoffentlich reicht das Gas noch für ein letztes Spaghetti-Essen. Der Abstieg zum Lago Tinquilco zieht sich in die Länge, der Rucksack schiebt uns nach unten. Wir sind ziemlich verschwitzt und dreckig - hoffentlich bietet der Zeltplatz Olga etwas mehr Infrastruktur als das Refugio (das wir übrigens nie gefunden haben). Der Weg zweigt ab, durch dichten Wald. Da liegt plötzlich ein kleines Paradies vor uns: Antoine, ein ausgewanderter Kanadier begrüsst uns, zeigt uns die Duschen mit heissem Wasser, die Zeltplätze liegen am Flüsschen, das in den See führt, ein Ruderboot liegt am Strand. Wäsche waschen (Silvers neues Hobby) kann man auch und am morgen würde er uns auch ein Frühstück mit Rührei anbieten! Da noch Vorsaison ist, sind wir fast die einzigen Gäste und können uns den schönsten Platz aussuchen. Pura vida!
Refugio Renahue
Refugio Renahue
Freitag, 6.12.13
Heute ist Samichlaus, oder? Im Schlafsack ist es so schön warm, draussen ist es noch kalt. Der Bach gluckert romantisch. Wir hoffen, dass die Sonne bald die Wiese erreicht und unser Zelt trocknet. Aber das dauert noch. Das Ei zum Früstück (Silver hat darauf bestanden) ist lecker. Wir beschliessen, es so wie die Holländer zu machen und packen den Tagesrucksack. Der Rundweg sollte in 7 Stunden zu schaffen sein. Nach dem ersten Anstieg folgen wir wieder einem Pfad durch den schon bekannten dichten Wald, stundenlang. Kein Mensch ist hier unterwegs.

Gerade als wir genug davon haben, geht der Wald auf und wir stehen auf einem Hochplateau mit vielen uralten Araukarien und Sicht auf die Nevadas de Sollipulli - wunderschön. Wir geniessen die Stimmung. Die Schönheit des Nationalparkes erschliesst sich uns durch die Zeit, die wir darin verbringen. Nach einem sehr steilen Abstieg erreichen wir fast die Termas Rio Blanco, wo man baden könnte. Da wir aber noch zurückwandern, lassen wir das sein. Eine Kuhherde stellt sich uns in den Weg, wir gehen weiter und treiben zwei Kühe vor uns her. Der Rest der Herde rennt hinter uns her und ruft laut die vorauseilenden Kühe. Ein Dilemma - wenn wir stehen bleiben überholen uns die Kühe, wenn wir rennen, rennen alle Kühe mit uns. Ich krieg die Krise, was aber dazu beiträgt, dass wir die ersten 100 Höhenmeter ziemlich schnell bewältigen. Dann endlich verkrümmeln sich die Kühe im Gebüsch. Der Rückweg ist sehr urig. Wir klettern wieder über Baumstämme, überqueren Bäche und morastige Wege. Dann schallt das Gelächter der Studenten durch die Büsche - wir sind zurück und froh, dass uns heute unterwegs im Niemandsland kein Malheur passiert ist.
Lago Tinquilco
Lago Tinquilco
Donnerstag, 5.12.13
Der Bus bringt uns in ca. 1 Stunde zum Eingang des Nationalparks. Die Rangers geben uns letzte Informationen zum Wetter und zum Weg. Das Wetter bleibt gut, die Zeitangaben zu den Wegstrecken sind hingegen etwas anders als in unserem Trekkingführer... Wir wandern los, der Rucksack lastet ungewohnt schwer auf unseren Schultern. Wir haben aber keine Eile, es ist lange hell und wir können uns Zeit nehmen. Nach den ersten Blicken auf den Lago Tinquilco steigt der Weg an und wird immer steiler. Es ist der Rundweg zu den drei Seen, den auch Tagesausflügler nehmen, gut gekennzeichnet mit grossen Stufen. Wir kommen arg ins Schnaufen - was haben wir nur alles eingepackt? Immer wieder gehen wir Gedanken das Gepäck durch. Aber Zelt, Schlafsack, Proviant und Wasser haben halt ihr Gewicht. Nach mehr als drei Stunden erreichen wir die drei Seen Lago Chico, Laguna Verde und Laguna de los Patos.Wir legen eine Pause ein und geniessen die Stimmung.

Während man in Pucón meinen könnte, man sei in der Schweiz, ist der Wald sehr verschieden. Bambus und anderes Untergehölz machen den Wald sehr dicht, dazwischen stehen uralte Baumriesen (Mañio- und Tepabäume) und rot-blühende Sträucher. Die Lagunen liegen eingebettet in dichtes Schilf, das Ufer ist nicht zugänglich, weil sehr feucht und morastig. Die Hälfte des Weges ist gechafft, oder doch nicht? Die Höhenangaben stimmen überhaupt nicht. Der Weg schlängelt sich weiter durch den dichten Wald, immer bergauf. Verlaufen kann man sich nicht, es gibt nur einen Weg und rechts und links davon gibt es kein Durchkommen. Wir wandern und wandern, klettern über Baumstämme und waten durch kleine Bäche. Endlich, als wir die Nase voll vom dichten Bambuswald haben, kommt ein Hochplateau mit den ersten bizarren Araukarien. Sie ragen weit in den Himmel, überragen alle anderen Bäume. Nur die Wipfel sind grün, der Baumstamm ist ohne Zweige, aber über und über mit hellgrünen Flechten bewachsen.  Ein Märchenwald, ohne Einhorn oder andere Tiere. Puma und Kondor lassen sich auch heute nicht blicken. Man hört nur manchmal einen Vogel kichern, meistens in der Nähe von Lagunen. Weiter geht es bergauf, die Zunge hängt bald auf dem Boden. Nach 6 Stunden erreichen wir den Mirador Renahue - wir blicken in ein tiefes Tal bis zum Lago Caburga, gegenüber liegen schneebedeckte Berge. Aber wo ist das Refugio, unser Zeltplatz? Dann endlich sehen wir etwas rotes im Wald - ein Zelt, weit, weit unten.  Nach gut 8 Stunden erreichen wir den Zeltplatz, d. h. die Wiese, wo zelten erlaubt ist. Ein kleines Flüsschen, eine Plumpsklo, ein Trog mit Wasserhahn, der nicht funktioniert, das ist alles. Und ca. 30 Studenten mit vielen Zelten, die einen Grossteil der Wiese belagern. Na, das kann ja heiter werden.

Unser Zelt ist schnell aufgebaut, die Spaghetti gekocht. Wir plaudern mit dem holländischen Päärchen. Sie erzählen uns, dass sie die nächsten zwei Etappen an einem Tag gemacht haben, allerdings nur mit einem leichten Tagesrucksack. Das Zelt liessen sie stehen. Machen wir vielleicht auch so morgen. Es wird schnell kalt. Nach einer Katzenwäsche im Bach verziehen wir uns ins Zelt. Die Studenten sind erstaunlich leise, manchmal hört man sie lachen. In unserem kuscheligen Schlafsack fallen wir, todmüde wie wir sind, bald in einen tiefen Schlaf. Die Zweifel, ob das Trekking eine gute Idee war, lösen sich im Traum auf.
Volvan Villarrica
Volvan Villarrica
Montag, 2.12.13 - Mittwoch, 4.12.13
Wenn man Informationen braucht, muss man sich durchfragen. Wir fangen beim Busterminal an, gehen weiter zu Hans im Kartenladen ( ein Schweizer), zum Nationalpark-Guide, zu Patagonia Experience, zum Supermarkt, zum Touristenbüro. Am Ende des Tages steht fest, dass wir ein anderes Trekking als von uns ursprünglich vorgesehen machen und dass wir morgen den Vulkan Villarrica besteigen. Das Wetter ist dafür optimal.

Am Dienstag um 6.30 geht es los. Beim Treffpunkt von Patagonia Experience packen 7 Vulkan-Abenteuerlustige ihren Rucksack und erhalten Steigeisen und Pickel. Mit den drei guides Franzisca, Peppo und Tobin fahren wir im Bus zur Seilbahnstation auf 1400 Metern. Die ersten 200  Höhenmetern fahren wir mit der Sesselbahn, der Gipfel rückt schon näher! Die bunt gemischte Gruppe aus verschiedenen Nationalitäten zieht sich schnell aus einander, je nach Kondition laufen die einen schneller, als die anderen. Beim ersten Rastplatz (pingiunera genannt, weil alle wie die Pinguine am Hang kauern), ist es recht windig. Der Wind kann der grosse Spielverderber auf dem Weg zum Gipfel sein. Aber wir kommen über die erste Anhöhe, ohne dass uns der Wind umbläst, danach nimmt der Wind ab. Der langsamste Teil der Gruppe bleibt hier schon zurück. Wir sind übrigens nicht die einzigen Gipfelstürmer, mit uns wollen ca. 100 andere hoch. Im Sommer sind es dann doppelt so viele.

Nach 3.5 Stunden sind wir am Kraterrand auf 2840 Meter. Schon vorher riechen wir den Schwefel, er hinterlässt einen seltsamen Geschmack auf der Zunge. Der Blick ins Innere der Erde ist aufregend, auch wenn wir keine Lava sehen. Zur Zeit ist der Vulkan nicht sehr ativ, obwohl er zu den lebhaftesten in Chile gehört. Das letzte Mal ist er 2011 ausgebrochen. Wir laufen um den Kraterrand und sehen weit nach Patagonien, andere Vulkane wie den Lanin oder Osorno, viele Seen, Wälder. Wir müssen schnell durch den Schwefeldampf laufen, er treibt uns die Tränen in die Augen, kratzt im Hals. Es wird Zeit für den Abstieg, besser gesagt die Abfahrt. Durch die Sonne wird der Schnee extrem sulzig, laufen ist sehr mühsam. Wir ziehen Überhosen an, klemmen einen Plastikteller zwischen die Beine und sausen den Hang hinunter. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich die schnellste Art, hinunter zu kommen.

Das letzte Highlight des Tages? Am Abend im Hotpot auf dem Dach des Hotels mit Blick zum Vulkan, der untergehenden Sonne und Pisco Sour!

Am Mittwoch packen wir den Rucksack für das bevorstehende Trekking in den Nationpark Huerquehue, einer der schönsten Flecken Erde mit vielen Seen, wie man uns sagt. Heute ist es etwas verhangen, das Wetter wird aber bald wieder besser. Am Nachmittag fahren wir mit dem public Bus nach Villarrica, wollen ein bisschen dem See nach schlendern. Pucón ist aber viel schöner! Die nächsten vier Tage werden wir in der Natur verbringen. 

Was uns noch auffällt? In Südamerika reisen viele junge Menschen, Man braucht kein Auto, es fahren immer öffentliche Busse für wenig Geld. Der Bus fährt ab, wenn er voll ist, es gibt keinen Taktfahrplan. Niemand rennt zum Bus, wir auch nicht. Viele Hunde bevölkern die Strassen und betteln in den Restaurants neben dem Tisch. Der Abfallsack wird einfach in den Baum gehängt, sonst wird er über Nacht von den Hunden aufgerissen und durchwühlt. Nach und nach werden die Weihnachtsbäume aufgestellt, die aber für uns wie ein Fremdkörper wirken.
Vulkan Villarrica
Vulkan Villarrica
Sonntag, 1.12.13
Aufwachen - und das erste, was wir sehen, ist der Vulkan mit kleiner Rauchfahne. Es ist 1. Advent. Unsere Familien decken uns mit Fotos von Adventskränzen, Elchen und Samichlaus-Hütten im verschneiten Winterwald ein. Wir haben keine Weihnachtsstimmung, aber Bewegungsdrang. Wir gehen in die Stadt und versuchen Infos zu unserem geplanten Trekking zu bekommen. Hier soll unser Zelt endlich mal zum Einsatz kommen. Die meisten Tour-Operator verkaufen Touren auf den Vulkan und kennen die Wanderwege nur vom Hörensagen. Wir ergattern immerhin eine Wanderkarte und mieten dann zwei Mountain-Bikes. Richard von Patagonia Experience empfiehlt uns die Fahrt zu den Ojos de Caburga, ca. 20 km ein Weg. Die Fahrt dorthin führt entlang einem Flüsschen, mit Wäldern und Wiesen. Anstatt Llamas und Vicuñas gibt es Kühe und Pferde. Die Ojos sind Wasseraugen, das Wasser des Flusses sprudelt hier zur Erde heraus und fällt in mehreren Wasserkaskaden in grosse Wasserbecken. Traumhaft! Wir geniessen lange diesen mystischen Ort bevor wir uns auf den Heimweg machen. Wir reden noch kurz mit Richard - vielleicht sind die Wetterbedingungen am Dienstag gut, um in die Lava zu schauen. 
Lago Villarrica in Pucón
Lago Villarrica in Pucón
Samstag,  30.11.13
Heute gehts in den Süden und damit zurück in den Frühling. Silver hat gestern noch die chicas (Mädchen für alles in der Lodge) bezirzt, damit sie ihm ein letztes Mal die Wäsche waschen. Der feine Staub klebt richtiggehend überall, man kann ihn nicht einfach abschütteln. Aladino holt uns um 6.30 Uhr ab und bringt uns zum Flughafen nach Calama. Wir schenken ihm eine Flasche Wein, es war richtig rührend. Che le vaya bien, ruft er zum Abschied. Dann fliegen wir mit einem A320 nach Santiago de Chile, wo wir einen kurzen Stopp haben. Bis hier her sind wir mehr oder weniger über Wüste geflogen. Es geht weiter nach Temuco, erst kurz bevor die Räder aufsetzen, taucht die Landepiste auf. Ab Santiago verändert sich die Landschaft, verschneite Vulkane, grüne Wiesen, Bäume und viele Flüsse und Seen. Bienvenido in der chilenischen Schweiz!

In Temuco wollen wie ev. ein Auto mieten, aber schon in der Gepäckhalle kann man Tickets für den Bus nach Pucón kaufen. Und eine Stunde später kommen wir im herzigen Städtchen an, am Fusse des wohl meist begangenen Vulkans Chiles, dem Villarrica. Er wacht mächtig und mit schneebedecktem Haupt über dem Ort. Nach dem Einchecken im Hotel schlendern wir zum gleichnamige See mit schwarzem Lavasandstrand, sehen im kleine Hafen sogar ein paar Segelschiffe, gehen im Cassis fein essen, quatschen schon mit dem ersten Tour-Operator. Wo Wasser ist, ist Wohlstand!
Cerro Toco
Cerro Toco
Freitag, 29.11.13
Um 7.00 Uhr holt uns Julio mit Nicole, der Bergführerin, ab. Nicole ist aus der Schweiz und lebt seit 2 Jahren hier. Mit dem Auto gehts auf 4.800 Meter hoch zum Altiplano. Es ist frisch, aber zum Glück nicht windig. Bei einer grossen Teleskop-Station parken wir das Auto. Es gibt noch einen Tee und Rucksack-Kontrolle, am wichtigsten ist, dass wir genug Wasser dabei haben. Julio hat für jeden eine Banane und einen Schoggi-Riegel eingepackt. Wir wandern los, Nicole in schönen gleichmässigen, aber langsamen Schritten voraus. Wir spüren die Höhe schon, müssen tief atmen, kommen aber gut voran. Nach gut 2 Stunden stehen wir auf 5604 Metern auf dem Gipfel! Die Aussicht ist grandios, wir sehen nach Bolivien zur Laguna Blanca, wir sehen die Vulkane, 6000er, die Atacama-Ebene mit ihren Lagunen. Der Himmel ist tiefblau, die Berge leuchten in allen Farben! Die Schneefelder entpuppen sich aus der Nähe als grosse Felder aus Eisformationen. Wir geniessen den Moment, rundherum blau. Hier regnet es sehr selten, daher gibt es auch fast nie Wolken. Nachdem wir uns satt gesehen haben und die obligaten Gipfel-Fotos (inkl. Fridolin) geschossen haben, gehts rasch wieder runter. Um 12.30 sind wir zurück in der Lodge, total verstaubt, aber glücklich. 
San Pedro de Atacama
San Pedro de Atacama
Donnerstag, 28.11.13
Wir vertrödeln den Morgen, waschen Wäsche und putzen die verstaubten Schuhe. Am späteren Nachmittag fahren wir in die Stadt, checken den Flug ein, essen eine typische chilenische parrilada (gegrilltes Fleisch), schlecken ein helado rico rico (ein aromatischer Dornenstrauch, der nur hier wächst), besichtigen die herzige Kirche von San Pedro de Atacama und schauen uns in Tour-Agenturen um. Die Berge reizen uns, gerne würden wir noch einen Gipfel erklimmen, die 5000-Meter-Grenze haben wir bisher nur mit dem Auto erreicht. Nicht alle Agenturen bieten auch Bergwanderungen an. Wir fragen ein bisschen herum und stehen plötzlich im Laden von Julio von Atacama-Mistico. Er berät uns hervorragend. Da wir ja nicht wissen, wie wir auf die Höhe reagieren, entscheiden wir uns für den Cerro Toco, zwar kein Vulkan, dafür verspricht er eine tolle Aussicht und ist einfach zu besteigen. Zurück in der Lodge bereiten wir uns mit Mate de Coca (Coca-Tee, hilft gegen Höhenkrankheit) vor und packen den Tagesrucksack. Wegen dem Wind kann es kalt werden, endlich kommt unsere Winter-Bekleidung zum Einsatz.
Valle de la Muerte
Valle de la Muerte
Mittwoch, 27.11.13
Den Morgen verbringen wir wieder in der Hängematte. Die Geburtstagsglückwünsche nach Deutschland versuchen wir per Facetime zu überbringen, was allerdings nicht so gut funktionierte.  So kommt das erste Mal das Satelliten-Telefon zum Einsatz. Um 4.00 Uhr holt uns Aladino ab, dieses Mal mit einem Geländefahrzeug. Wir haben schon viele hilfsbereite, flexible und sehr nette Menschen kennen gelernt, wie auch Aladino, der uns neben dem Taxi-Service auch viele Infos zu Atacama gibt. Wir fahren ins Valle de la Muerte, da wächst gar nichts, bei der Hitze. Im Valle de la Luna erwartet uns ein Eindruck vom Mond. Wir durchwandern einen kleinen Cañon und bestaunen die Fels- und Salzformationen, wie zum Beispiel das Amphitheater oder die drei Marien. Das Tal ist grösser, als wir dachten. Gegen 19.00 Uhr erreichen wir die Duña Mayor, eine grosse Sanddüne. Aladino empfiehlt uns hochzuwandern und den Sonnenuntergang zu geniessen. Er schaut mittlerweile einen Film im Auto. Das Farben-und Schattenspektakel ist wunderbar, die Klänge einer Panflöte wehen durch die Luft. Dieser Ausflug hat sich gelohnt, auch wenn wir da oben nicht die einzigen waren.

Zurück in der Lodge kochen wir Spaghetti, denn wir mögen nicht jeden Abend die riesen Mengen Fleisch essen, die es im Restaurant gibt. Um 22.00 Uhr lernen wir einiges über den südlichen Sternenhimmel - die astronomische Tour im Observatorium ist eindrücklich. Jetzt wissen wir, warum ein Teil der Milchstrasse erst gegen 24.00 Uhr sichtbar ist und wir erkennen die nubes magallanes, die man am nördlichen Himmel gar nicht sieht.
Abendstimmung Atacama
Abendstimmung Atacama
Dienstag, 26.11.13
Eigentlich wollten wir uns ein Velo mieten, aber die Lodge liegt doch zu weit draussen und gegen Abend ziehen Sturmböen mit Windhosen auf. Wir ziehen den Taxi-Service vor. Aber während man in Peru überall ein Taxi findet, muss man hier anrufen. Die Taxis auf der Strasse erkennt man nicht, fast aussichtslos eines zu ergattern. Wir geniessen die Ruhe der Lodge, sitzen auf der Terrasse, schreiben Ferienberichte und machen gar nichts. In der Nacht haben wir vom Bett aus den Sternenhimmel und den aufgehenden Mond bewundert. Die Sehenswürdigkeiten von Atacama erscheinen uns nach den vielen Highlights der vergangenen Tage gar nicht so spannend. Gegen Nachmittag machen wir uns mit dem Taxi doch auf den Weg, den Salar de Atacama und die Lagune Chaxa zu entdecken. Vielleicht haben wir Glück und können Flamingos auf ihrem Flug ins Nachtlager fotografieren. Aladino, der Taxifahrer, lässt uns genügend Zeit, den Salzsee zu erkunden und tatsächlich fliegen auch die Flamingos.  Auf der Rückfahrt legen wir einen kurzen Stopp in Toconao ein und kaufen eine leckere Flasche Weisswein aus der Region. San Pedro de Atacama ist um einiges teurer als Bolivien oder Peru.
Sternenhimmel Atacama
Sternenhimmel Atacama
Sonntag, 24.11. und Montag, 25.11.13
Wir sind zwei Tage in einem Hotel in der Stadt untergebracht. Wir nutzen die Zeit, um Kleider, Schuhe, Taschen vom Staub zu befreien und recherchieren für die Weiterreise. Wir sitzen den ganzen Tag auf der Dachterrasse des Hotels und geniessen den Sonnenschein. Ruhig ist es leider nicht, die Nachbarn feiern mit lauter Musik. Wir beschliessen, keinen Stopp in Santiago einzulegen. Wir haben genug vom Gross-Stadtrummel und wollen lieber die Natur der Seenlandschaft südlich der Stadt geniessen. Nachdem wir es geschafft haben, die Flüge von Calama über Santiago de Chile nach Temuco zu buchen, ziehen wir raus aufs Land, dort wo das Sternenobservatorium ist und wir für die nächsten 5 Tage eine Lodge gemietet haben.

Sa

05

Okt

2013

Atacama-Wüste - der Himmel über uns

Die Atacama-Wüste ist die trockenste Wüste überhaupt. Hier herrschen tagsüber Temperaturen von 30 Grad, in der Nacht kann es sehr kalt werden. Die Luft ist sehr ruhig und trocken. Darum ist die Atacama-Wüste auch ein Standort für die Super Teleskope, die von hier den Himmel beobachten. Und natürlich ist das auch für Fotografen ein beliebter Ort.

 

Auf das Bild klicken für mehr Infos und eindrückliche Fotos von der Atacama-Wüste.

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