Sa
08
Aug
2015
Das Zeitfenster für den Riffelsee ist wirklich knapp - nur der Samstag-Morgen steht für den Versuch zur Verfügung, das Matterhorn als Spiegelbild in diesem See einzufangen. Um 4 Uhr reisst uns der Wecker aus dem Schlaf und das Glück ist uns hold, es ist sternenklar. Dieses Mal müssen wir allerdings noch ca. 200 Höhenmeter bewältigen, um vom Riffelberg zum Riffelsee zu gelangen. Unser Tagesrucksack ist gepackt, schnell die Wanderschuhe anziehen und - das darf doch nicht wahr sein: Wo finden wir einen Ausgang raus aus dem Hotel? Wir versuchen es beim Whirlpool, da können wir zum Glück eine Tür nach draussen öffnen. Nun nichts wie los. Wir kommen ganz schön ins Schwitzen, die Stirnlampe leuchtet uns den Weg. Sind wir noch richtig? Der Weg war doch gestern beim Runterlaufen gar nicht so steil! Die Augen gewöhnen sich schnell an die Dunkelheit, bald können wir ohne Stirnlampe laufen. Nach nur 40 Minuten erreichen wir den Riffelsee. Wir hören Stimmen und entdecken ein Zelt, in dem drei junge Walliser geschlafen haben. Leider haben sie keinen Kaffee, aber auch sie wollen die Morgenstimmung in den Bergen fotografieren.
Wir platzieren unser Stativ und warten auf den magischen Moment. Die Walliser steigen den Berghang hoch, sie wollen von oben fotografieren. Heute geht die Sonne ca. um 6.20 Uhr auf, aber auch vorher ist es schon wunderschön. Wann erlebt man als Büromensch schon mal diese Stille in den Bergen? Es ist tatsächlich wolkenlos und dazu windstill - perfekt. Die Sonne will die Spitze aber einfach nicht richtig zum Leuchten bringen. Erst nach ca. 5 Minuten fängt das Leuchten an und taucht das Matterhorn wie auch die anderen Bergspitzen in rotes Licht. Wir sind so ergriffen, dass wir manchmal fast vergessen, den Auslöser zu drücken. Plötzlich hören wir Gebimmel, eine Herde Walliser Schwarznasenschafe kommt zum See zum Trinken. Diese Schafe sind vollständig bewollt, auch an Beine und Gesicht. Der Kopf ist mehrheitlich schwarz, während der Rest weiss ist. Die Widder haben gedrehte Hörner. Sie laufen um den See und lassen sich durch uns nicht stören.
Um 7 Uhr ist es fast taghell und wir packen unsere Kamera wieder ein. Wir wandern hoch zur Gornergrat-Station Rotenboden und fahren zurück zum Hotel. Dort stärken wir uns mit einem ausgiebigen Frühstück und geniessen die letzte Stunde im Wallis. Die Rückfahrt mit dem Zug über Visp nach Winterthur geht rasant und als wir gegen 4 Uhr in Winterthur aussteigen schlägt uns die Hitze entgegen. Die 6 Tage in den Bergen waren fantastisch - beyond duplication.
Fr
07
Aug
2015
Der Himmel um 5 Uhr morgens ist sternenklar. Aber wir wissen auch, dass eine Gruppe Amerikaner heute
Morgen ganz früh am Stellisee Fliegenfischen gehen will (was uns etwas lächerlich erscheint). Ausserdem ist es ziemlich windig, was ein Spiegelbild im See nicht zulässt. Wir bleiben liegen,
denken aber im Halbschlaf darüber nach, ob es die richtige Entscheidung war? So stehen wir um 6:16 Uhr am offenen Fenster und lassen uns noch einmal von den roten Sonnenstrahlen am Matterhorn
verzaubern. Quasi zum Bett raus machen wir noch ein paar tolle Fotos aus anderer Perspektive.
Heute heisst es wieder Rucksack packen, wir brechen zur letzten Station des Foto-Workshops auf. Der
Riffelsee ein Tal weiter ist ein ebenso beliebtes Fotosujet, noch näher beim Matterhorn als beim Stellisee. Ich konnte bei der Planung der Ferien vor gut 6 Wochen ja nicht wissen, dass jeder Tag
schöner sein würde und wir alle geplanten Foto-Points bei idealen Bedingungen antreffen würden.
Wir nehmen Abschied von der Fluealp-Hütte und ihrer sympatischen österreicherischen Crew und wandern
zur Riffelalp. Mittlerweile haben wir uns schon an den schweren Rucksack gewöhnt, so dass wir auf die Talfahrt mit der Gondel verzichten. Wir kommen am Grindji-See und Grünsee vorbei, wo wir uns
im Berggasthaus Grünsee einen Walliserteller gönnen. Eine Stunde später steigen wir in die Gornergratbahn ein, eine Zahnradbahn bis zum Gipfel auf 3100 Metern. An der Station Riffelberg steigen
wir aus und beziehen im Hotel Riffelhaus unser Zimmer Nr. 302, ein Eckzimmer mit Matterhorn-Blick. Dann nehmen wir die letzten Höhenmeter zum Gornergrat unter die Zahnräder. Der Gornergrat
ist sehr touristisch und wirbt mit seiner Rundumsicht auf 28 Viertausender. Aber die Fahrt lohnt sich und weil es gegen späteren Nachmittag ist, hält es sich auch mit der Zahl der Touristen in
Grenzen. Die Aussicht auf die Mont Blanc-Gruppe inkl. Monte-Rosa-Hütte ist gewaltig. Wir können diesen Blick sogar einen langen Moment ganz allein an einer Ecke geniessen. Der Mensch kommt sich
angesichts der Bergmassive und Gletscherwelt ganz klein und unbedeutend vor.
Nach einem Drink auf der Aussichtsterrasse fahren wir mit dem Zug eine Station zum Riffelsee. Wir wollen schon mal die Umgebung anschauen, denn der Vorhersage nach soll es morgen früh ideale Fotobedingungen geben. Am Riffelsee verziehen sich eben die letzten Touristen und wir sind fast alleine da. Das Matterhorn sieht aus wie ein Vulkan, eine grosse Windfahne weht vom Gipfel. Plötzlich stellt der Wind ab und der Berg zeigt sich uns als Spiegelbild doppelt. Wir wandern runter zur Riffelalp, damit wir morgen früh im Dunkeln den Weg finden. Nicht zu steil, denken wir noch. Zurück im Hotel können wir gerade noch einen Sprung in den Whirlpool hinter dem Haus machen - natürlich mit Blick aufs Hörnli. Dieser Berg ist allgegenwärtig, Zimmer mit Matterhorn-Blick ist nur nötig, damit wir wissen, ob wir zum Fotografieren aus dem warmen Bett raus müssen oder nicht.
Do
06
Aug
2015
Die Nacht war viiiieeel angenehmer, als die vorherige, aber doch kurz. Um 5 Uhr klingelt der Wecker.
Wir schauen zum Fenster raus und sehen das Hörnli unter Sternenhimmel. Sonnenaufgang ist um 6.16 Uhr. Also nichts wie rein in die lange Unterhose und in 15 Minuten zum Stellisee laufen. Wir sind
nicht die einzigen, das hätte uns auch gewundert. Das Matterhorn-Spiegelbild im Stellisee ist eines der beliebtesten Fotosujets. 2 junge Burschen haben im Schlafsack am See übernachtet, zwei
kriechen zum Zelt raus und plötzlich steht noch ein Amerikaner da. Alle warten wir mit gezückten Foto-Apparaten gespannt auf den Moment, wenn die aufgehende Sonne die Spitze des Matterhorns in
rotes Licht taucht. Sogar der leichte Morgenwind stellt im richtigen Moment ab. Das Spektakel beginnt pünktlich. Nach einer Stunde sind alle überglücklich - das war die perfekte Stunde und wir
sind alle ganz still und verzaubert von diesem magischen Moment. Wir laufen zufrieden in die Hütte, wo wir entspannt frühstücken.
Was wollen wir nun mit dem angefangenen Tag noch anfangen? Wir schwanken zwischen verlorenem Tal und
Gipfel des Oberrothorns auf 3415 Metern hin und her. Wir entscheiden uns für die 800 Höhenmeter zum Gipfel, um unsere schmerzende und untrainierten Muskeln etwas zu lockern. Von da oben soll man
einen fantastischen Rundblick haben. Der Weg beginnt gleich bei der Hütte und zieht sich steil nach oben. In der Hälfte erreichen wir den Aussichtspunkt Furgji, dann geht es über Felsen und
Schotter weiter den Weg nach oben. Die Aussicht ist fantastisch - mittlerweile sind zwar viele Wolken aufgezogen, aber das macht die Gipfel nur noch interessanter. Vor uns liegt ein
360-Grad-Blick auf die ganze Walliser Bergwelt. Beim Runterlaufen melden sich unsere schmerzenden Muskeln wieder zurück - sie wollen Erholung!
Beim Abendessen überlegen wir, ob wir am nächsten Morgen nochmal zum Stellisee runter wollen. Aber
kann man diese perfekte Morgenstunde überhaupt noch übertreffen? Auf der anderen Seite macht der Sonnenaufgang süchtig. Wir stellen den Wecker um 5 Uhr und wollen dann aufgrund der aktuellen
Wetter-Situation entscheiden.
Mi
05
Aug
2015
Wir sind froh, als es 6 Uhr ist und wir aufstehen können. Von unseren Männern liegen alle noch im
Bett, von wegen früh die Gipfel erklimmen! Wir fotografieren die Berge bei Sonnenaufgang, der Himmel ist schon wieder ganz blau. Von den Frühaufstehern stehen noch Frühstücks-Reste herum und ich
wage es, mir einen lauwarmen Kaffee rauszulassen. Damit handle ich mir vom Walliser Hüttenwart André einen Anschiss ein. So eine SAC-Hütte macht echt nicht Lust auf mehr. Ich bin auf jeden Fall
froh, dass wir bald Richtung Täsch loswandern können. Immerhin hat uns André noch einen schönen Wanderweg ins Tal durch den Wald erklärt. Silver fand die Hütte übrigens nicht so schlimm wie ich.
Solange es eine Dusche gibt, ist für ihn die Welt in Ordnung, mit militärischen Zuständen können Männer besser umgehen.
Der Weg ins Tal zieht sich, aber voller Wanderslust verzichten wir darauf, das ins Tal fahrende
Christophe-Taxi anzuhalten. Gestern konnte er uns auf die vereinbarten 40 Franken nicht rausgeben, was wir ziemlich unsympathisch fanden. Unsere untrainierten Muskeln freut das natürlich nicht.
In Täsch ist es extrem heiss und zurück in Zermatt machen wir noch ein paar kleinere Einkäufe, wie die lange Unterhose für Silver ( wofür wir die noch brauchen werden?). Wir holen unsere
Rücksäcke und machen uns auf zur Sunnegga-Bahn. Am Ticket-Schalter sind wir überrascht, eiskalte Luft schlägt uns entgegen. Die Standseilbahn bringt uns im Berg in wenigen Minuten hoch, wo
wir in die Gondel Blauherd umsteigen. Nun müssen wir noch 1 Stunde zum Berggasthaus Fluealp auf 2600 Metern laufen. Die Tagesgäste kommen uns entgegen, es wird immer ruhiger. Unterwegs treffen
wir auch die lustigen Walliser Schwarzhalsziegen wieder. Sie sehen aus, als hätte man sie mit dem Kopf voran zur Hälfte in Schokolade getaucht. Die Schwarzhalsziegen waren fast vom Aussterben
bedroht, heute dienen sie vor allem als Walliser Wahrzeichen und Touristen-Blickfang. Wir kommen am hübschen Stellisee vorbei, ein beliebtes Fotosujet vor allem früh morgens, wenn sich das
Matterhorn bei Sonnenaufgang darin spiegelt. Jetzt ist es dafür zu windig. Es sind nur noch wenige Ausflügler da und wir geniessen die Abendstimmung.
In der Fluealp werden wir vom Österreicher Hüttenchef Reinhart herzlich willkommen geheissen. Wir
haben Zimmer Nr. 3 mit Blick aufs Hörnli, wie wir das Matterhorn schon familiär nennen. Schnell noch in die Dusche und dann gibt es ein feines Abendessen. Wir kommen dabei mit Willy und Sue aus
Baden ins Gesprach, die hier spontan ihren 13. Hochzeitstag feiern und verbringen einen lustigen Abend. Wir beobachten später noch einmal die Illumination des Matterhorns und es gelingen ein paar
fantastische Aufnahmen von der Milchstrasse. Hier oben ist man den Sternen viel näher! Dann freuen wir uns auf die angenehme Nacht in unserer hölzernen Doppelkammer.
Di
04
Aug
2015
Am Nachmittag soll es ein bisschen regnen, was uns nicht von unserer Täschhütten-Wanderung abhält.
Wir können den grossen Rucksack im Hotel deponieren und nehmen nur das Nötigste im Tagesrucksack mit. Taxi Christophe bringt uns zur Täschalp, nicht ohne Halt am Foto-Point in Eggenstadel. Der
Himmel ist noch blau, aber erste Wolken ziehen auf. Das Matterhorn zwinkert uns aus der Ferne zu. Oben auf der Alp zieht sich der Himmel langsam zu, so können wir im Schatten der Wolken die 500
Höhenmeter in Angriff nehmen. Im Wallis ist es so trocken, dass der Bauer hier oben sogar die Alp bewässert. Dieser Sommer ist wieder aussergewöhnlich heiss. Auch in anderen Regionen müssen die
Kühe die Alp früher verlassen, als üblich, weil es kein Futter mehr gibt.
Der Bergweg zieht sich in angenehmer Steigung hinauf, die Hütte haben wir von unten bald mal
gesehen. Viele Edelweisse stehen am Wegesrand und verschönern uns den Aufstieg. Mit den ersten Regentropfen treffen wir in der Hütte ein, der Regenguss ist aber nur von kurzer Dauer. In der Hütte
beziehen wir Bett 7 und 8 im Zimmer 1, ein Zehnerschlag, im Moment sind nur 6 Betten belegt. Da die Hütte nur zur Hälfte belegt ist, hoffen wir, dass es so bleibt. Silver stellt sich in die Reihe
der Duschenden, hier oben haben die Frauen mal die besseren Karten, denn von den 40 Personen sind es vielleicht 5 Frauen, die sich das Bad teilen müssen. Die Hütte liegt auf 2700 Metern,
entsprechen durstig sind wir. Bis zum Abendessen um 19:00 Uhr ist es noch lang, so lesen wir alte Hefte und beobachten die anderen Gäste. Hier sind viele Bergsteiger, die morgen ganz früh die
Gipfel erklimmen wollen. Die Berge im Wallis kennen wir nicht gut, Silver erkennt immerhin die Dufourspitze, aber Alphubel, Nordend oder Weisshorn sind uns ziemlich unbekannt. Darüber sind unsere
Tischnachbarn aus Sachsen ziemlich erstaunt. Sie kommen jedes Jahr zu viert in die Schweizer Berge, auch wenn es dieses Jahr richtig teuer für sie ist. Sie nehmen dafür eine Anreise von 10
Stunden in Kauf, denn die Schweizer Bergwelt ist unerreicht. Bepackt mit Pickel, Seil, Schrauben und Nägeln wagen sie sich an anspruchsvolle Gipfel. Wir sind ziemlich
beeindruckt.
Am Abend schon verziehen sich die Wolken etwas und geben den Blick auf all die 4000er-Gipfel der
Mischabel- und Monte Rosa-Gruppe frei. Und sogar ein Steinbock und witzige, schwarz-weisse Walliser Geissen machen einen Besuch bei der Hütte. Schon früh kriechen alle in ihre Kojen, unser
Zimmer ist mittlerweile voll belegt. Überall stehen Rucksäcke herum und Kleider sind zum Trocknen aufgehängt. Die Nacht ist schrecklich: 8 überaus laut schnarchende und stinkende Männer (bzw.
deren Socken) machen das Einschlafen trotz Ohrenstöpsel unmöglich. Manchmal fallen die Augen zu, aber bald wieder erwachen wir, wegen mangelndem Sauerstoff oder lauten Schnarchgeräuschen.