Bolivien

Laguna Verde
Laguna Verde
Samstag, 23.11.13
Um 5.30 Uhr sitzen wir im Auto. Kalt ist es. José hat den Wagen schön geputzt, besser gesagt abgestaubt. Um 10.00 müssen wir an der Grenze sein, dort wartet ein Bus, der uns zur Atacama-Wüste bringt. Wir haben also nicht mehr viel Zeit, aber mehrere Highlights liegen noch vor uns. Um 6.00 Uhr kommen wir beim versteinerten Baum an, die Sonne geht gerade auf und taucht die Bergspitzen in rotes Licht. Wir erreichen danach den Nationalpark der Andean Fauna 'Eduardo Abaroa' und die Laguna Colorada. Wir haben leider nur 5 Minuten Zeit, aber wir geniessen die Aussicht, hören die Flamingos schnattern, der Morgennebel verzieht sich über dem See. Dann fahren wir hoch, José drückt aufs Gas und wir überqueren einen Pass auf 5000 Metern. Wahnsinn, kein Schnee, weit und breit. Vor uns tauchen die Geysire auf, die besonders am morgen aktiv sind. Wir sind die einzigen Touristen, ausser zwei Velofahrern, die hier übernachtet haben. (lieber sie als wir :-)). Es geht weiter zu einer kleinen Herberge an einer Lagune mit Hot Spring, wo wir kurz Halt machen zum Frühstücken. Weiter, weiter durch die Wüste Dalí, in der überall malerisch Felsbrocken verteilt liegen. Und dann liegt sie vor uns, die Laguna Verde mit dem wunderschönen Vulkan Licancabur im Hintergrund. Der Vulkan ist halb in Bolivien und halb in Chile, wir sind an der Grenze. Um 9.45 verabschieden wir uns von José und steigen in den Minibus. Ich bekomme sogar einen Platz beim Fahrer vorne. Das Zeitmanagement war optimal. Wie wir im Bus erfahren, wurden andere schon morgens um 8.00 bei eisiger Kälte an der Grenze abgesetzt und mussten zwei Stunden warten. Von den Lagunen haben sie gar nichts gesehen. 

Die Fahrt inkl. Zollformalitäten nach San Pedro de Atacama dauert ca. 2 Stunden. Spektakulär dabei die "Abfahrt" von 4200 Metern runter auf 2400 Meter. Die ganze Wüste Atacama liegt vor uns. Dann sitzen wir auf dem Plaza Mayor in einem Restaurant und atmen erst mal tief durch. Tausend Eindrücke im Kopf, nicht nur von den letzten drei Tagen. Wir freuen uns auf die Woche Verschnaufpause, die vor uns liegt.
Vulkan Ollagüe
Vulkan Ollagüe
Freitag, 22.11.13
Nach einem leckeren Frühstück fahren wir wieder los. Es geht über den See Richtung Süden nach Awakisa. Unterwegs sehen wir zum ersten Mal Vicuñas, die wie Rehe aussehen und sehr scheu sind. Wir werden noch vielen mehr begegnen. In Awakasi hat ein älterer Senor eine Höhle im Berg entdeckt mit versteinerten Algen und Korallen. Auf dem Gipfel hat man einen schönen Rundblick. José hupt, wir müssen weiter. Wir lassen den Salzsee hinter uns und fahren einige Stunden weiter in Richtung Süden. José hält immer wieder für uns an, wenn wir Llamas, Vicuñas oder einmal einen Zug fotografieren wollen. Um die späte Mittagszeit erreichen wir endlich den Mirador des Vulkans Ollagüe, der noch eine kleine Fumarole hat. Hierher verirren sich nicht mehr so viele Turisten, wie z. B. zur Kakteeninsel. José hat für uns gekocht: es gibt Gemüse, Kartoffeln und Poulet, lecker. Weiter gehts zu den wunderschönen Lagunen Kañapa, Hedionda und Ch'iar Quta. Da stehen sie, die Flamingos, im Wasser. Wir sind glücklich. Die Landschaft ist einmalig schön und es ist sehr friedlich.

Das letzte Stück zum Wüstenhotel führt durch einen Cañon, sehr unwegsam und dann hoch zur Wüste Siloli. Wir sind jetzt auf 4300 Metern, das man in so einer abgelegenen Gegend überhaupt ein Hotel betreiben kann ist eine grosse Leistung. Die Hotels werden von Einheimischen geführt. Das ist gut, dann kommt ihnen wenigstens etwas von dem Geld zugute und die Tour-Operator heimsen nicht alles ein. José sitzt beim Abendessen mit am Tisch, das war vorher nicht so und ist symphatisch. Wir gehen nochmal raus und bewundern den wahnsinnigen Sternenhimmel, aber es ist ziemlich frisch. Die Nacht schlafen wir nicht gut, die Höhe macht mir zu schaffen und ich hab zu wenig Luft. Egal, es geht sowieso bald weiter.
Salar de Uyuni
Salar de Uyuni
Donnerstag, 21.11.13
Um 6.30 fliegen wir in ca. 45 Minuten von La Paz nach Uyuni. Mit dem Bus dauert die Fahrt ca. 10 Stunden. Wir sind froh, fliegen wir. Die Aussicht auf den Salzsee ist phantastisch und wir kommen ganz entspannt an. Am Flughafen erwartet uns ein Taxi, das uns in die Stadt bringt, wo wir frühstücken können. Um 10.00 Uhr geht dann die Fahrt mit dem 4x4 los. Unser Driver José spricht zum Glück nur Spanisch. Er sei ein wenig schüchtern, wenn wir etwas wissen wollen, sollen wir fragen, sagt Filomeno von der Agentur. Ich bin etwas beunruhigt, liest man doch die schrecklichsten Geschichten über Abriss und Beschiss. Zu Beginn besuchen wir den Eisenbahn-Friedhof, Fotosujet Nummer eins, es folgen noch viele weitere. Der Himmel ist blau, das verrostete Eisen hebt sich davon ab, das gibt tolle Fotos. Die Umgebumg ignoriert man am besten: überall, an jedem Strauch in der durstigen Wüste hat sich ein Plastiksack verheddert - kein schöner Anblick. Silvers Bauch rumort, vielleicht hat er sich was im Vienna aufgelesen? Wir fahren durch Colchani, einem Ort am Rand der Salzwüste, wo man einmal mehr handgemachte Textilien kaufen könnte. Dann geht es raus auf den Salzsee, das sich wie ein grosses, weisses Meer vor uns ausbreitet. Wir sehen eine Salzabbau-Stelle, die Arbeiter kommen mit dem Velo. Die Salzkruste ist mehrere Meter dick, darunter befindet sich Wasser. Es gibt dunkle Streifen, dort, wo die Autos fahren. Wir halten bei den Salzwasser-Augen an, Wasserlöcher im See. Mitten auf dem See steht plötzlich ein kleines Museum, es war das erste Salz-Hotel. Dann geht es weiter zur Kakteeninsel Inka Wasi, wo wir etwas essen und genügend Zeit haben zu fotografieren und auf den Gipfel zu wandern. José ist ein Schatz, er kümmert sich unaufdringlich um uns und hält immer an, wenn die amigos fotografieren wollen.  An einem Loch im See holt er mir schöne Salzkristalle raus. Am Abend gehen wir am Seeufer an Land, am Fuss des Vulkans Tunupa, ein schöner Berg. Ein letzter Einwohner von Coquesi hat hier ein kleines Museum. Es ist schon eindrücklich, wie jeder versucht, aus dem Nichts etwas zu machen. Im Salz-Hotel Tayka übernachten wir. Wir essen wunderbar und fallen totmüde ins Salzbett, die Decken sind zum Glück nicht aus Salz.
Tiwanaku
Tiwanaku
Mittwoch, 20.11.13
Heute besuchen wir die Prä-Inkastätte Tiwanaku, die auf dem Hochland Richtung Titikakasee gelegen ist. Die Bolivaner sind sehr stolz darauf, es ist so etwas wie ihr Machu Picchu. Der Weg dorthin führt durch El Alto, die Stadt breitet sich auf dem Altiplano aus. Ein halb fertiges Haus reiht sich an das nächste. Dadurch sieht es überall aus, wie auf einer  grossen Baustelle. In Tiwanaku angekommen besichtigen wir zuerst ein kleines Museum, in dem die Geschichte erklärt wird. Im nächsten Gebäude steht ein ca. 8 Meter hoher Monolith eines Mannes, den man hier gefunden hat. Uns haben besonders die Zeichnung darauf gefallen, Pumas, Kondore, Sonnen und vieles mehr. Der Tempel selbst ist nur noch bruchstückhaft vorhanden, aber die Ausmasse sind beeindruckend. Das Sonnentor ist gut erhalten und macht deutlich, wie diese Völker im Einklang mit der Natur gelebt haben.

Unser Guide Enrique ist sehr gesprächig, leider ist nicht immer alles so interessant, was er erzählt. Er verschwindet bei jeder Gelegenheit im Bad, ich vermute, er nimmt immer einen kräftigen Schluck aus der Flasche.  Er sebst sagt uns, dass Trinken der Volkssport Nr. 1 in Bolivien  sei. Wir sind auf jeden Fall froh, als wir wieder im Hotel sind. Am Abend gehen wir im Vienna essen, einem österreichischen Restaurant, mit Walzer als Hintergrundmusik. Das Essen ist okay, aber auch nicht mehr. Dafür treffen wir Frank und Yvonne aus Deutschland wieder, die uns schon öfter über den Weg gelaufen sind. Frank hat heute einen 6000er bestiegen - das ist nichts für uns. Die Höhe macht allen zu schaffen. Am Abend packen wir unsere Siebensachen zusammen, morgen geht es mit dem Flieger nach Uyuni.
La Paz
La Paz
Montag, 18.11. bis Dienstag, 19.11.13
Das Hotel El Consulado ist ein Glückstreffer. Wir haben wunderbar geschlafen, es gibt ein sehr feines Frühstück und zudem gibt es im Haus den Tour-Operator Topas Travel. Juan-Carlos organisiert uns in Windeseile einen Flug nach Uyuni und eine dreitägige Jeep-Tour auf dem Salar de Uyuni, dem grössten Salzsee der Erde, mit Anschluss an die Atacama-Wüste, unsere nächste Station. Am Nachmittag machen wir uns auf eigene Faust ins Zentrum und besuchen das Nationalmuseum für Ethnologie und Folklore. Wir lernen viel über die Kultur, Riten und Handwerkskunst von Bolivien. Auf dem Heimweg bleibt Silver mal wieder vor einem riesigen Kuchen-Buffet stehen. Das Wasser läuft ihm im Munde zusammen, da passiert es: eine Taube kackt ihm mitten auf den Kopf. Zum Glück hat er den Sonnenhut an. Am Abend verzichten wir auf das Abendessen, wir sind todmüde, die Höhe macht auch nach zwei Wochen noch zu schaffen.

Am Dienstag unternehmen wir einen Ausflug mit Taxi und Guia Enrique durch La Paz und zum Valle de la Luna. Das Mondtal ist ein Beispiel für die Bodenbeschaffung und die Erosion über viele Millionen Jahre. In La Paz entdecken wir den Hexenmarkt mit Utensilien für Riten und den Markt für Handwerk. Die indigene Bevölkerung ist der Erde sehr verbunden und vieles in ihrer Kunst hat mit der Natur zu tun. Seit der Präsidentschaft von Eva Morales im Jahr 2006 haben sich die Lebensumstände für die indigene Bevölkerung verbessert, er wird wohl auch im nächsten Jahr wieder gewählt. Von dem tollen Aussichtspunkt Killi-Killi sehen wir La Paz von oben. Leider ist der über 6000 Meter hohe Hausberg Illimanu heute in den Wolken. Diese Stadt ist unheimlich pulsierend, laut, faszinierend. In den engen Strassen, die entweder steil bergauf oder bergab gehen, staut sich zu jeder Tages- und Nachtzeit der Verkehr. Eine U-Bahn gibt es nicht.
Meeresenge Tiquina
Meeresenge Tiquina
Sonntag, 17.11.13
Morgens um 5 kam wieder Strom. Der Bus nach La Paz fährt um 13.30 ab, wir nehmen es gemütlich. Dann ziehen wir zum ersten mal unsere Rolltaschen zur Busstation. Es funktioniert, wenn die Tasche auch schwer ist. Der Bus fährt los, der WiFi-Code ist gross angeschrieben, das Netz funktioniert aber nicht. Die letzten Blicke auf den Titikakasee und die verschneite Cordillera Real. Bolivien gefällt uns gut. An der estrecha de tiquina müssen wir alle in kleine Motorboote umsteigen, um die Meeresenge zu überqueren. Der Bus wird auf einem separaten Boot überschifft. Während wir auf den Bus warten, erzählen uns deutsche Mitreisende, dass sie im Hotel beklaut wurden. Wir waren im selben Hotel, hatten wir Glück?

Uns fällt auf, dass in Peru umd Bolivien viel weniger geraucht wird als bei uns. Man sieht auch fast keine dicken Menschen, wenn auch Coca-Cola Einzug gehalten hat. Die Menschen haben kein einfaches Leben, müssen hart arbeiten. So erstaunt es auch nicht, dass es auf dem Titikakasee keine Freizeitboote gibt, geschweige denn Segelschiffe.  Dabei wäre der See ein Segel-El-Dorado, der unsere Herzen höher schlagen lässt. 

Die Einfahrt nach La Paz ist spektakulär. Wir fahren von El Alto, dem oberen Stadtteil auf 4200 Metern runter ins Zentrum. Dort werden wir vom Hotel-Taxi abgeholt. Unser Hotel El Consulado ist das ehemalige Konsulat von Panama, wunderschön restauriert, wir wohnen wie in einem Wohnhaus. Am Abend wagen wir uns noch raus und suchen ein Restaurant. Wir irren etwas hilflos herum und stossen dann auf ein SEHR feines Restaurant. Glück gehabt. Morgen wollen wir die nächste Reise-Etappe organisieren.
Cerro Ceroka
Cerro Ceroka
Samstag, 16.11.13
Am Abend waren wir im La Cupula essen. Von der Stadt klingt Musik hoch, ein Feuerwerk leuchtet am Himmel. Wir beschliessen, am nächsten Tag nicht dem Touristentrott auf die Isla del Sol zu folgen. Am morgen ist es zuerst etwas trüb, wir geniessen das Frühstück mit Joghurt und Rührei. Bevor wir loswandern, kaufen wir noch das Ticket für den Bus nach La Paz. Die Busfahrer bieten die Mitfahrt laut mit einem "LapaLapaLapaz" an. Wir zahlen umgerechnet 5 Franken für eine 3.5-stündige Fahrt, im Luxusbus mit WiFi. Wir wollen heute den Cerro Ceroka erklimmen, 4188 Meter hoch, ca. 380 Höhenmeter sind zu bewältigen. Wir kommen an einer Inka-Stätte vorbei. Wie aus dem Nichts steht ein Mädchen vor uns umd verlangt eine Besichtigungssgebühr. Dann geht es ziemlich steil den Berg hoch, wir bleiben immer wieder stehen, das Herz läuft auf Hochtouren. Das schöne, wir sind ganz alleine unterwegs, treffen nur einmal einen Einheimischen, der uns den Weg weist. Von unten klingt laute Musik einer Prozession und Böllerlärm nach oben. Die Menschen aus Cochabamba sind gekommen, um die Empfängnis der Jungfrau zu feiern. Oben angekommen geniessen wir den Rundblick nach Peru, die Isla del Sol und den Titikakasee. Unser erster 4000er! Auf dem Gipfel blühen Kakteen.

Zurück in der Stadt suchen wir eine Wäscherei, trauen uns dann aber doch nicht, die Hälfte unserer Kleider dort abzugeben. Wir gehen nochmal im La Cupula essen. In der ganzen  Stadt ist der Strom ausgefallen, überall dunkel. Im vollen Restaurant stehen Kerzen, es wird auch ohne Strom fleissig gekocht. Draussen ist es ziemlich stürmisch, vielleicht hat der Wind ein Kabel losgerissen. Zurück im Hotel erfahren wir, dass auch kein WC, Heizung und Dusche mehr funktioniert. Zum Glück haben wir den Schlafsack dabei, der auch im Bett schön wärmt.

Mi

26

Jun

2013

KKouette - mit dem 2CV durch Südamerika!

Diese Idee hat uns begeistert - mit dem 2CV durch Südamerika. Julie, JB et KKouette haben das gemacht, ein Jahr lang (Aucours du monde). Hier ein Ausschnitt aus ihrer Reise in Bolivien. Braucht aber viel Vorbereitung und lohnt sich nicht für drei Monate. Vielleicht können wir diese Idee ja für die nächste Reise ins Auge fassen...


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