Und erstens kommt es anders als man zweitens denkt!

In Deutschland fangen heute die Herbstferien an - da wird was los sein am Flughafen in Frankfurt. Ich rate Nina schon lange vorher, dass sie rechtzeitig  losfahren soll. Ich bin auch um 9 Uhr am Flughafen und kann mein Gepäck bis Edmonton durchchecken. Ich winke ein letztes mal Silver - komisches Gefühl, ohne ihn zu reisen. Zum Abschied gibt er mir noch einen Glücksbringer - ein kleiner Fridolin soll mich beschützen.

Ich kaufe eine grosse Schachtel Luxemburgerli für Nina, trinke Kaffe und warte im Starbucks, nahe meinem Gate. Da, da wurde doch gerade was zu meinem Flug durchgesagt - auf unbestimmte Zeit verschoben, man soll die Ansage beachten. Das leckere Marroni-Zwetschgen-Muffin bleibt mir im Hals stecken. Ich ahne schon, jetzt wird es stressig, denn in Frankfurt hab ich nur eine Stunde Zeit zum Umsteigen. Nina ist in der Zwischenzeit gut angekommen, hat auch eingescheckt und wartet auf mich. Wir schreiben uns Whats-Apps, sie erkundigt sich in Frankfurt, ob der Flieger auf mich warten würde. Höchstens eine viertel Stunde. Das macht mir Mut, denn im Moment wird eine Abflugzeit mit 30 Minuten Verspätung angegeben. Das könnte noch reichen. Doch dann wird der Flug nochmal verschoben - das wars! Ich mache ein Selfie und schicke es Nina - so sehe ich heute aus, wir sehen uns morgen. Ich bin schon ziemlich aufgelöst. Silver ruft auch noch an, aber er kann nicht helfen.

Endlich sitze ich im Flieger - aber bis wir losrollen dauert es eine weitere Ewigkeit. Jetzt kann ich nur noch beten, dass sich der Abflug in Frankfurt auch verzögert. Ich lande um 13.30 - eine grosse Maschine der Air Canada wartete auf dem Rollfeld aufs take-off. Bestimmt sitzen Nina und Tim da drin - byebye und guten Flug.

Ich soll mich am Information Desk melden, ich sei umgebucht worden. Überall Menschen, viele Flüge waren wegen dem Nebel verspätet und die DB streikt auch noch. Jetzt schickt man uns zum Ticket Schalter, wir brauchen ein neues Ticket. Mit Richard aus Calgary mache ich mich auf die Suche, plötzlich sagt einer an den Gates, wir sollen zu B43, ev. sei der Flieger noch da. Die Hoffnung stirbt zuletzt - wir rennen los, müssen aber erst durch die Security. Und die Enttäuschung ist gross, das Gate ist geschlossen. Hey, Glücksbringer, streng dich mal an! Richard bringt uns in die Maple Leaf Lounge, er hat Gold Status, die netten Frauen wollen sich um das Ticket kümmern, wir sollen Platz nehmen und etwas trinken. Wir sind ziemlich ausser Atem und in der Lounge ist es schön kühl. Wendet sich jetzt das Blatt? Nein, auch die netten Frauen können nicht helfen, wir müssen zum Lufthansa-Schalter. Da herrscht Chaos, viele sind genervt. Dank dem Gold-Status von Richard werden wir vorgelassen, wofür ich später einen Anschiss krieg. Wir sollen über London nach Calgary fliegen, aber das Boarding läuft schon, jetzt muss es schnell gehen. Der Computer spuckt Richards Ticket aus, er rennt los. Die Frauen rufen am Gate an und melden unser Kommen, die Koffer müssen auch noch umgeleitet werden. Simone hackt wie wild auf die Tasten, aber mein Ticket wird einfach nicht gedruckt - Fehlermeldung!  Liegts an Simone? Ihre Kollegin verdreht die Augen - bist du immer noch dran? Ich merke, ich darf gar nichts sagen, sonst fängt eine an zu schreien. Okay, London ist jetzt auch gelaufen. Simone beruhigt sich wieder und sucht Alternativen. In meiner Verzweiflung schiebe ich ihr die Schachtel Luxemburgerli übers Pult: Bitte, mach alles Menschenmögliche, dass ich heute noch in Edmonton ankomme. 

Simone sagt, sie reserviert mir vorsichtshalber den letzten Platz auf dem Flug am nächsten Tag und ich könne dann in einem schönen Hotel übernachten. Neeeiiiin. Dann fragt sie, ob sie mich noch auf die Warteliste für den Flug nach Toronto heute um 17.00 Uhr setzen soll? Ich sei zwar Nr. 15 und die Wahrscheinlichkeit sei sehr klein. Aber klar will ich! Ich hab ja nichts besseres vor. Also alles wieder von vorne: Tickets drucken, Gepäck umleiten, am Gate anrufen. Dann krieg ich noch einen  5€-Gutschein, ich soll was trinken. Am Gate melde ich mich gleich an und plötzlich gibt es einen Hoffnungsschimmer - ich muss warten, bis alle eingestiegen sind, aber jetzt hab ich schon einen Sitzplatz auf dem Flug nach Edmonton. Da würde ich um 23.00 Uhr ankommen. Mehr als 20 Leute stehen zum Schluss noch da und bangen um den Platz. Ein Name nach dem anderen wird aufgerufen, meiner nicht. Ich bin fast die Letzte, da höre ich: passenger Schlittler. Ich fasse mein Glück nicht, denn ich sitze auch noch in der Reihe hinter business mit viel Beinfreiheit. Schnell sende ich allen noch ein SMS mit meinen Ankunftszeiten, dann rollen wir los.
Als später das Essen kommt, merke ich, dass ich völlig ausgetrocknet und verhungert bin. Aber jetzt wird alles gut. Viel später fällt mir ein, dass ich Marco nur von mir geschrieben habe. Hoffentlich holt er Nina am Flughafen ab? Bald landen wir in Toronto, dann versuch ich mal anzurufen. Jetzt ist es 17:00 Uhr in Edmonton, Nina und Tim kommen da hoffentlich gerade an.

In Toronto ist alles gut organisert und die Menschen sind hilfsbereit. Ich muss durch den Zoll, das Gepäck holen und wieder abgeben. Immerhin hat es die Reisetasche auch bis hierhin geschafft! Dann durch die Security, zum Schluss muss ich doch wieder rennen. Wir heben ab, definitiv zum letzten Mal für heute - um 23:20 sollen wir landen. Neben mir sitzt eine nette Kanadierin mit ihrem Sohn. Sie lässt mich von ihrem Handy telefonieren. Aber ich erreiche Marco nicht, weder mit meinem noch mit ihrem Handy. Bin gespannt, ob mich jemand abholt. Dabei sind doch alle (ausser Marco) bettreif. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Marco (Dienstag, 21 Oktober 2014 01:27)

    Um den cliffhanger hier aufzulösen, ja ich habe sie abgeholt