Argentinien

Freitag, 31.1.14

Heute Abend um 22.20 Uhr fliegen wir zurück nach Amsterdam und in 24 Stunden sind wir wieder daheim. Für einen kleinen Preisaufschlag haben wir dieses Mal einen Platz mit etwas mehr Beinfreiheit reserviert. Dieser Flug ist der längste, den die KLM im Programm hat, er dauert mehr als 13 Stunden.

 

Aber zuerst zeigt uns Armando sein zu Hause, ein schmuckes Häusschen in einem Vorort von Buenos Aires. Dann müssen wir noch ein Souvenir ergattern - einen Weinkrug in Pinguin-Form. Er vereint für uns Erinnerungen an zwei grosse Abenteuer dieser Reise. Die Stunden ziehen sich träge dahin, wir essen Pizza, springen ein letztes Mal in den Swimmingpool, packen die Taschen und merken, dass wir einiges Übergewicht haben. Der Strom fällt aus, es wird sofort ungemütlich warm im Haus.

 

Dann winken wir ein letztes mal den Kindern zu, unsere Freunde bringen uns mit genügend Reservezeit zum Flughafen. Nach dem Einchecken geben wir die Koffer auf und zahlen das Übergewicht. Die Reisenervosität übertüncht etwas die Abschieds-Wehmut. Wir trinken noch einen letzten Kaffee, bis wir uns gegen 8 Uhr zur Sicherheitskontrolle begeben. Als unsere Augen von den Abschiedstränen wieder getrocknet sind, trifft uns der Schlag - eine Schlange mit mindestens 500 Menschen wartet vor einem Schalter. Es scheint unmöglich, dass wir es rechtzeitig zum Boarding schaffen. Auch Armando wird etwas nervös und er ruft einen KLM-Angestellten, der uns an den Warteschlagen vorbei schleusen will. Das finden die anderen natürlich nicht lustig und wir hätten es fast geschafft, da werden wir aufgefordert, uns wieder in der Schlange anzustellen. Immerhin, etwas Zeit haben wir gewonnen. Nach der Handgepäck-Kontrolle kommt aber die nächste Schlange - alle müssen den Pass zeigen, ein Fingerabdruck wird genommen und die Augen gescannt. Wir warten und warten und warten. Auf der Anzeige wird schon der last call aufgerufen, wir warten immer noch. Silver hat auch noch das River-Trikot an, wenn das nur gut geht. Und tatsächlich macht der Beamte eine Bemerkung, lässt uns aber zügig durch. Noch 5 Minuten bis zum Abflug! Wir rennen zum Flugsteig, der ziemlich weit weg ist, hinsetzen, anschnallen, abfliegen - na, das ist ja nochmal gut gegangen.

Donnerstag, 30.1.14

Armando ist - wie alle Argentinier  - ein grosser Fussbalfan, seine Mannschaft ist River Plate. Heute zeigt er uns das Stadion und wir stehen auf diesem riesigen grünen Fussballfeld und schauen hoch in die Ränge. Wie muss es sein, hier in einem ausverkauften Stadion zu spielen? Natürlich kaufen wir im Souvenir-Shop einige Fussbald-Artikel, vielleicht für die kommende Weltmeisterschaft? Später treffen wir Susanna und schaffen es gerade noch rechtzeitig, einen Blick in die Kathedrale zu werfen. Hier war der jetziger Pabst Franziskus vor seinem Amt in Rom Kardinal. Es ist ein beeindruckendes Gotteshaus, das eine grosse Ehrfurcht verströmt. Eine Bettlerin will sich in den Bänken verstecken, wird aber von der Polizei ziemlich unsanft rausgeworfen.

 

Jetzt steht der Besuch mit Führung im Palacio Barolo bevor, ein 100 Meter hohes Bürogebäude mit 22 Stockwerken. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1923 war er das höchste Gebäude von Südamerika. Sein Leuchtturm auf dem Dach kann noch in Montevideo in Uruguay gesehen werden. Das Gebäude wurde im Einklang mit dem Kosmos (nach Dante Alighieris Göttlicher Komödie) erstellt. So gelangt man vom Keller, der Hölle, über das Fegefeuer bis in den Himmel. Da wähnt man sich wirklich, wenn die Besucherinnen eng gedrängt auf einem schmalen Balken um das Leuchtfeuer herum sitzen. Die Aussicht ist fantastisch, die untergehende Sonne lässt das Leuchtfeuer vermeintlich leuchten.

 

Heute Abend geniessen wir ein letztes argentinisches Essen, ein Asado de Mar, mit leckerem gegrillten Fisch, welcher der grossartigen Qualität des argentinischen Fleisches in nichts nachsteht. Danach fahren wir noch ins Viertel von La Recoleta, der Friedhof ist jetzt zwar geschlossen, aber rund herum pulsiert das Leben. Wir spazieren durch die Gassen und essen das letzte argentinische Glace. Dulce de leche kann süchtig machen. Und das wars dann - die letzte Nacht unserer dreimonatigen Reisezeit bricht an, wir sind etwas wehmütig.

Bahnhof Buenos Aires
Bahnhof Buenos Aires

Mittwoch, 29.1.14

Wir nehmen den Zug in die Innenstadt, heute wollen wir das Zentrum erkunden, vielleicht auch einen Abstecher zum Friedhof La Recoleta machen, wo Evita Peron begraben liegt. Susanna warnt uns aber - spätestens um 5 Uhr müssten wir den Zug zurück nehmen, später kann es gefährlich werden. Auf der Plaza de Mayo stehen wir vor dem Präsidentenpalast Casa Rosada. Überall wird demonstriert, finden politische Kundgebungen statt. Auch die Polizei ist schwerbewaffnet präsent. Der Platz ist nach dem Monat Mai benannt, denn im Mai 1810 erlangte Argentinien seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien. Die beiden Avenidas umsäumen einen Park, am anderen Ende befindet sich das Rathaus, ebenso das Museum Cabilda, die Nationalbank oder die Kathedrale.

 

Wir schlendern etwas herum, bevor wir im Café Tortoni eine Pause einlegen. Das Café ist berühmt, es wurde 1858 vom französischen Immigranten Touan gegründet und behält bis heute seinen Kaffeehaus-Charme, in dem man sich trifft. Im Keller gibt es Tango-Vorstellungen, sicherlich nicht sehr ursprünglich, aber da wir überraschenderweise Tickets bekommen, reservieren wir für den Abend vier Plätze. Susanna und Armando kommen später dann dazu. Zuerst wagt Silver aber noch das Abenteuer und lässt sich bei einem argentinischen Coiffeur an der Avenida de Mayo die Haare und den Bart schneiden - ein ganz neuer Silver kommt zum Vorschein. Wir treffen Susanne und Armando später im Café Tortoni. Armando nimmt uns auf einen kurzen Sprint in die Subte, die U-Bahn von Argentinien, mit. Buenos Aires ist die einzige argentinische Stadt mit einer U-Bahn. Dort ist es heiss und total überfüllt, gibt uns aber einen Eindruck vom Alltag in der Grossstadt. Die Tango-Show ist gar nicht schlecht und wir hören einige sehr bekannte und traditionelle Tango-Lieder, Armando und Susanne singen laut mit.

Tango
Tango
Montag, 27.1.14 - Dienstag, 28.1.14
Armando nimmt uns im Auto mit und zeigt uns interessante Plätze. Wir halten am Strand vom Rio de la Plata an, von hier kann man rüber ans andere Ufer nach Uruguay schauen. Die Argentinier entwickeln erst langsam ein Umweltbewusstsein, so stehen überall Badeverbotsschilder, der Fluss ist "kontaminiert", eine braune Sosse. Später schlendern wir zu Fuss durch die Einkaufsstrasse in San Isidoro und holen Susana in ihrem Kleidergeschäft ab. Wieder geht es im Auto weiter, die Distanzen sind gross. Und in Zug oder Bus gibt es ja keine Klimaanlage! DAS Zentrum der Stadt gibt es nicht, weshalb man Buenos Aires auch nicht zu Fuss erkunden kann. Zudem sollte man besser wissen, wo man sich um welche Uhrzeit aufhält. So sind wir froh, dass wir von Susana und Armando beschützt La Boca und die Conventidos entdecken können. In diesem farbigen Viertel machen wir mit zwei der wichtigsten Protagonisten von Buenos Aires Bekanntschaft: Fussball und Tango. Am Abend geniessen wir die warmen Temperaturen beim Spaziergang im neuen Hafen Puerto Madero (ähnlich der Speicherstadt in Hamburg) umd weil Argentinier erst spät nachts essen, verspeisen wir eine Mitternachtspizza. Puh, die Drake-Passage-Diät ist da schnell vergessen. In der Nacht fängt es zu regnen an, weshalb wir uns am Dienstag die Zeit mit Antarktis-Updates vertreiben.
Tigre
Tigre
Sonntag, 26.1.14 (Buenos Aires)
Am Sonntag-Morgen öffnet der Himmel zum Abschied von Ushuaia seine Schleusen - es schüttet! Bevor wir aber ins Taxi steigen, tauschen wir an der Rezeption im Hotel Dollars zu einem sensationellen Kurs: 10.50 Pesos für 1$. Seit zwei Jahren ist es in Argentinien verboten, mit Dollars zu handeln, aber der Schwarzmarkt blüht und die Inflation nimmt stetig zu. Die Dollars mussten wir in Chile umständlich erwerben, aber jetzt lohnt sich der Deal, wir gewinnen mehr als 30%. Wir überfliegen die argentinische Pampa und kommen 3.5 Stunden später in Buenos Aires an. Susana und Armando erwarten uns schon und bringen uns mit ihrem Renault nach San Isidoro, in der Peripherie, in ihr Zuhause. Das Wetterglück ist uns wieder einmal hold, denn letzte Woche war es über 45 Grad warm, jetzt angenehme 25, mit Sonnenschein. Armando bereitet in Windeseile ein Asado mit argentinischem Fleisch zu. Das Holz zum Grillen ist besonders hart und trocken und sorgt für diesen unglaublich verführerischen Geschmack, kombiniert mit der Qualität des Fleisches ein Traum. Später fahren wir zum Flussdelta vom Rio de la Plato im Stadtteil Tigre.  Wir geniessen auf einer kleine Schiffsrundfahrt durch die Inselwelt das satte Grün der Pflanzen. Kontraste pur: vor drei Tagen Kap Horn, heute dschungelähnliche Inselchen. Jetzt schlafen wir erstmal aus und schauen dann, was wir hier machen wollen. Der City-Virus hat uns noch nicht so richtig gepackt.
Ende der Strasse
Ende der Strasse
Mittwoch, 1.1. - Donnerstag, 2.1.14
Mit Jan fahren wir in den Nationalpark Tierra del Fuego. Wir folgen ein letztes Mal der Ruta No. 3, bis zur Bucht Lapataia, an der chilenischen Grenze. Dort verkündet uns eine Tafel das Ende der Strasse, die in Alaska beginnt. Viele Motorradfahrer stehen zum Fotoshooting davor. Die Sonne scheint, es regnet, die Sonne scheint, nur der Wechsel ist beständig. Wir wandern ein kurzes Stück zur Bucht mit dem Leuchtfeuer. Der Strand ist voller Miesmuscheln. Das südlichsten Post-Office der Welt ist geschlossen, heute am 1.1. ist  alles zu. Leider können wir keine Postkarten versenden. Vielleicht gelingt es uns in der Antarktis, Port Lockroy ist definitiv die letzte Chance.
 
Der letzte Tag, dann geht es los in die Antarktis. Wir kaufen noch dies und das in der Stadt, geben das Auto zurück und ich gehe zum Coiffeur. Die Schere ist etwas stumpf, aber für 20 Franken ist die Frisur ganz okay. Am Abend treffen wir das erste Mal alle anderen Mitsegler und Laurent bereitet uns auf die Überfahrt vor. Das Wetter scheint für die nächsten Tage gut zu sein. Morgen Nachmittag segeln wir los und werden gleich die Drake-Passage in Angriff nehmen. Vielleicht haben wir schon am Montag-Abend wieder Land unter den Füssen. Die Antarktis wird uns mit viel Unbekanntem und Unerwartetem überraschen, das ist sicher. Die nächsten drei Wochen wird dieser Blog ruhen, wir sind offline.... (ab hier geht es unter der Rubrik Antarktis weiter).
Silvester
Silvester
Dienstag, 31.12.13
Wir sind aufgeregt, nach mehr als 8000 km mit Bus, Flugzeug, Zug, Schiff und Auto nähern wir uns der südlichsten Stadt der Welt. Die Sonne scheint und wir fahren über den Paso Garibaldi. Immer noch zeigt sich Ushuaia nicht, versteckt sich hinter Bergen. Dann tauchen farbige Häuser auf und wir stehen vor den Toren der Stadt - ein ganz unbeschreibliches Gefühl. Wir haben uns 2 Monate Zeit genommen, hier anzukommen und noch ist unsere Reise nicht zu Ende. Der Blick auf den Beagle-Kanal mit seinen kleinen Inseln ist wunderbar. Ab hier geht es nur noch mit dem Schiff südlicher. Die langen Unterhosen können wir wieder ausziehen, es ist so warm. Nachdem wir die Stadt erkundet haben, geniessen im Hotel das Silvestermenü und plaudern mit dem Fischer und seiner Frau aus Napoli. Italienisch zu sprechen fällt uns jetzt sehr schwer. Später treffen wir Laurent und Jan, unsere Mitsegler am Malvinas-Denkmal. Diese Wunde sitzt tief: Malvinas, so werden die Falkland-Inseln genannt, son Argentinas. In der Hauptstrasse San Martin ist gar nichts los, es gibt auch kein Feuerwerk. Wo wird hier das neue Jahr eingeläutet? Wir gehen zum Pier, an dem die Sarah W. Vorwerk liegt und stossen mit Champagner auf das neue Jahr mit seinen Abenteuern an. Ein paar Schiffssirenen heulen. Nach der zweiten Flasche sehen wir unseren ersten Pinguin, der wenig später wieder davon fliegt :-)
Torres del Paine
Torres del Paine
Sonntag, 22.12.13
Etwas zu spät machen wir uns auf die Räder, es ist schon nach 12 Uhr, bis wir wegkommen. Die Strasse führt uns östlich hinaus aus der Stadt, bis uns die längste Nationalstrasse Argentiniens und eine der längsten Fernstrassen der Welt, die Ruta 40, in den Süden bringt. Bei Esperanza geht es dann im rechten Winkel wieder Richtung Westen, zur Grenze Chiles. Wer so viel Platz hat, kann ein sehr übersichtliches Strassennetz bauen. Hier draussen ist karge Steppe, es wachsen Tussockgrässer, die die Schafe und Guanakos fressen. Ist alles abgefressen, macht sich ein hässlicher, schwarzer Strauch, die Mata Negra breit, erste Anzeichen für Wüste. Gegen 5 Uhr kommen wir zur Grenze, der Grenzübertritt braucht etwas Zeit, läuft aber reibungslos. Auf der chilenischen Seite tauschen wir in einem kleinen Kaffee unseren 100-Dollarschein, den bis jetzt niemand nehmen wollte - die Chilenen sind ein sehr nettes Volk. Die kürzere Zufahrtsstrasse ist immer noch gesperrt, wir müssen also den Umweg nehmen - und das zieht sich. Die Strassen im Nationalpark sind unbefestigt. Wir rumpeln stundenlang, bis wir spät am Abend im Hotel angekommen. Es liegt am südlichen Eingang des Parks und ist ein grosser Schuppen. Passt gar nicht so zu unserer Stimmung und den Nationalpark-Erwartungen. Silver fühlt sich wie im Spital. (Weiter gehts im Kapitel Chile)
Perito Moreno
Perito Moreno
Samstag, 21.12.13
7.30 Uhr - unser Ford Ecosport bringt uns zum Nationalpark Los Glaciares. In El Calafate scheint noch die Sonne, aber in den Bergen ist es wolkiger. Vor der Stadt sehen wir eine kleine Lagune mit Flamingos und dahinter der Lago Argentinio, türkisgrün. Die Farben sind hier etwas mit vom Schönsten in Südamerika. Nach einer Stunde passieren wir die Guarderia des Nationalparks und zahlen den nicht unerheblichen Eintritt. Die Naturstrasse windet sich entlang dem Seeufer, bis er am Horizont auftaucht - goss, grösser, am grössten - der Gletscher, insgesamt ca. 30 km lang! Ein paar Touribusse sind hinter uns, wir wählen den unteren Parkplatz und sind plötzlich allein. Ein Walkway führt die Besucher an der Nordseite des Gletschers vorbei - hier ist keine Menschenseele und wir geniessen den Blick auf die Eismassen ganz allein. Das Eis leuchtet in der Sonne, die sich immer wieder durch die Wolken blicken lässt. Tiefe dunkelblaue Spalten ziehen sich wie Furchen in alle Richtungen. Der Gletscher ist einer der wenigen, der ständig wächst, bis zu 795 Meter pro Jahr. Das Eis schiebt sich in einen Seearm des Lago Argentino, bis es die  gegenüber liegende Seite des Ufers erreicht und den Seearm von Zeit zu Zeit ganz absperrt. Alle paar Jahre wird die Eiszunge durch die Wassermassen spektakulär gesprengt. Die Höhe der Kalbungsfront ist zwischen 55 und 77 Meter, immer wieder brechen grosse Eisbrocken ab, eigentlich fast lautlos. Erst wenn die Eisbrocken auf dem Wasser aufschlagen, gibt es einen ohrenbetäubenden Lärm. Nachdem wir uns satt gesehen haben, fahren wir zum kleinen Hafen um die Ecke und kaufen ein Ticket für die Bootsfahrt zur Südfront des Gletschers. Das Schiff ist mit Touristen vollgestopft, aber als wir vor der Südfront Halt machen, lässt uns der Anblick alles vergessen. Nur tiefblaues Eis, von der Sonne bestrahlt, faszinierend. Auch die Gletscher passen sich also der Grösse des Landes an. Am Abend gehen wir mit allen Reisefreunden essen und verabschieden uns - morgen führen uns die Wege in verschiedene Richtungen. Wir reisen weiter nach Chile in den Nationalpark Torres del Paine.
Freitag, 20.12.13
Yvonne und Frank reisen im Auto mit bis nach El Calafate. Sie suchen sich ein Hostel, während wir was essen gehen. In El Calafate fällt mir auf, dass alle eine Windjacke anhaben, auch wir. Nach Wochen von Sonnenschein und warmen Temperaturen kommen wir jetzt im windigen Südpatagonien an. Wir erkunden zu viert die Stadt, als erstes der Gang zum Tourist Office. Dort erzählt uns ein deutsches Ehepaar, dass die Strasse von Puerto Natales zum Nationalpark Torres del Paine wegen einem Felssturz geschlossen sei. Das bedeutet einen grossen Umweg für die An- und Weiterreise dorthin. Morgen steht aber erst mal der Gletscher Perito Moreno auf dem Programm, wir wollen schon früh hinfahren, damit wir vor den ganzen Touristenbusse dort sind. Abends essen wir argentinisches Lamm, das im Fenster sichtbar aufgespiesst und über Kohle lange gegart wird. Sehr lecker!
Fitz Roy
Fitz Roy
Donnerstag, 19.12.13
Beim Aufstehen spüren wir die Wanderung vom Vortag in den Beinen. Ein Ruhtag wäre super, auch weil wir in den letzten Tagen viel unterwegs waren. Unser Blog ist schon lange nicht mehr aktuell, aber diesem Wetter und den vielen Naturschönheiten können wir nicht widerstehen. Ganz besonders, wenn man weiss, wie schnell das Wetter hier ändern kann. Der Blick aus dem Fenster belehrt uns auch heute eines Besseren - der Fitz Roy ruft, der Himmel ist strahlend blau. Also los gehts, die Wanderung ist ähnlich lang wie gestern. Es geht gleich steil bergan, durch Wald und Wiesen. Auch heute sind wir nicht die einzigen Wanderer unterwegs. Man merkt deutlich, dass Weihnachten und der Sommeranfang näher kommen. Am ersten Mirador sehen wir über ein weites Tal, in dem sich der Rio de las Vueltas in vielen Kurven windet. Auch der Fitz Roy schaut über einen Hügel neugierig ins Tal hinunter. Der Weg zieht sich durch Wälder bis zum nächsten Aussichtspunkt - der Fitz Roy in seiner ganzen Grösse. Noch ziehen ein paar Wolken um seine Gipfel, die aber bald verschwinden. Wir warten und fotografieren, denn wer weiss, ob wir diese wolkenlose Aussicht heute nochmals finden werden. Sogar Kondore ziehen ihre weiten Kreise hoch oben am Himmel. Plötzlich stehen Frank und Yvonne vor uns, sie haben sich trotz ihrer müden Beine ebenfalls vom schönen Wetter nach draussen locken lassen.

Wir wandern und erzählen und wandern, der Weg geht immer leicht bergauf. Bei einer Weggabelung gehts rechts ab zu einer kleinen Anhöhe mit wunderbarem Blick zum Berg. Ein kleiner Bach fliesst vorbei und bietet zusammen mit dem Fitz ein sensationelles Fotomotiv. Wir machen Pause und bekommen von Yvonne ein Käsebrötli - unser Proviant war etwas zu knapp berechnet, die Tour ist viel länger, als gedacht. Weiter gehts, bis wir zur letzten Moräne kommen. Hier geht es nun eine Stunde lang steil, wirklich steil den Berg hoch. Aber es lohnt sich! Als wir oben ankommen, stehen wir vor der türkisgrünen Laguna de los Tres, dahinter der Fitz Roy und der Cerro Poincenot. Der Anblick ist wirklich überwältigend. Es ist sehr windig, endlich kommen unsere Softshell-und Wind-Jacken zum Einsatz. Wir fotografieren und geniessen, dann zieht sich der Himmel plötzlich zu, nichts wie zurück. Bis hier oben haben wir mehr als 6 Stunden gebraucht. Die Wanderungen sind entsprechend der Grösse des Landes halt auch etwas weiter als in der Schweiz. Zurück rennen wir drei Stunden und fast ganz ohne Regentropfen! Im Restaurant erholen wir uns bei einem Bierchen, lernen beim Essen Anna-Katharina aus der Schweiz kennen. Unser Grüppchen von Reisenden wird grösser, man trifft sich immer wieder.

Laguna Torre
Laguna Torre
Mittwoch, 18.12.13
Wir verabreden uns mit Yvonne und Frank zum Abendessen. Sie machen heute eine grosse Wanderung, wir müssen uns erst mal orientieren und möchten das Frühstück geniessen. Später entscheiden wir uns, zur Laguna Torre zu wandern, eine einfache Tour, wie uns im Hotel La Aldea versichert wird. So packen wir unseren Tagesrucksack und laufen gegen 11 Uhr los. Heute ist es etwas wolkiger, aber die Temperaturen sind ideal zum Wandern - ca. 20 Grad, und nicht mehr 30, wie in Bariloche. Die Tour führt zuerst zu einem schönen Mirador und dann entlang dem Fluss Torre, immer etwas bergauf und -ab. Nach mehr als 4 Stunden stehen wir vor der Laguna Torre - atemberaubend! Kleine Eisberge treiben auf dem türkisgrünen See, im Hintergrund tauchen aus den Wolken immer wieder die drei Spitzen des Cerro Torre auf. Der Rückweg ist weit, es kommen uns immer noch viele Wanderer mit Rucksack und Zelt entgegen, die auf dem Zeltplatz in der Nähe der Lagune übernachten - morgen scheint es tolles Wetter zu geben. Heute sind wir ca. 20 km gelaufen.
Lago Viedma
Lago Viedma
Dienstag, 17.12.12
Der Flug von Bariloche nach El Calafate ist wunderschön. Der Himmel ist wolkenlos, wir sehen den Lago Viedma, die Berge Fitz Roy und Cerro Torre und den Lago Argentino von oben. In El Calafate nehmen wir das Auto in Empfang und machen uns auf den Weg ins 220 km entfernte El Chaltén. Auf dem Landweg sehen wir die Seen und Berge von Nahem und halten oft an, um zu fotografieren - es gibt wenig Tage im Jahr, an denen die Berge nicht von Wolken verhüllt sind. Wir haben Glück und eine Schönwetterperiode erwischt. Rechts und links der Ruta 40 soll ein Zaun die Tiere wie Nandu und Guanako davon abhalten, auf die Strasse zu laufen. Manchmal bleibt aber ein Guanako darin hängen und stirbt wohl einen qualvollen Tod. Das Gerippe bleibt als Mahnmal für die anderen am Zaun hängen. Wir treffen erst um 22 Uhr abends im Hotel in El Chaltén ein, es ist aber immer noch hell. Das war ein grossartiger Reisetag und die Aussichten für die nächsten Tage sind verheissungsvoll.
Unterwegs
Unterwegs
Sonntag, 15.12.13 bis Montag, 16.12.12
Der Rucksack ist gepackt, mit dem Bus gehts nach Villa Catedral, dem Skigebiet oberhalb von Bariloche und dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. Die Sesselbahnen stehen still, heute ist ja  Sonntag. Der Weg zieht sich fast zwei Stunden parallel zum Lago Gutiérrez, heute weht kein Lüftchen mehr, es ist sehr heiss. Der Wald ist verbrannt, Baumstümpfe ragen in den Himmel, die Vegetation erholt sich erst langsam. Hier machen wir auch unsere ersten Bekanntschaften mit den Tábanos, Pferdebremsen mit grossen blau-schillernden Augen. Wenn dich eine auserkoren hat, ist es ewige Liebe und sie fliegt unermüdlich um deinen Kopf. Sie beissen, aber der Biss juckt nicht, sie sind einfach sehr lästig. Am Ende des Sees zweigt der Weg ab und geht stetig bergauf, zuerst noch gemütlich, dann immer steiler. Der Südbuchenwald riecht endlich mal nach Wald und nicht nur staubig, wie meistens zuvor bei unseren Wanderungen. Er weicht aber bald dem Buschwerk, der Weg wird immer felsiger. Da es mittlerweile gegen 13:00 Uhr ist, ist es noch viel heisser geworden - keine Spur von Bergfrische! Die Wanderer ächzen unter der Hitze und dem Rucksack. Endlich ist die Berghütte in Sicht, sie liegt idyllisch an der Laguna Tonchek. Rundherum ragen Felsspitzen auf, hier ist eines der schönsten Klettergebiete Argentiniens.

Die Hütte wird von zwei jungen Männern bewirtschaftet, sie werkeln fleissig in der Küche und stellen Pizzateig für die legendären Hüttenpizzas her. Die Hütte bietet Platz für 50 Personen, ist aber fast voll belegt, da eine Gruppe jugendlicher Berufsleute aus Buenos Aires eine Hüttenwanderung macht. Wir wollen lieber im Zelt schlafen, neben der Hütte gibt es viele Zeltgelegenheiten und wir suchen uns ein schönes Plätzchen, mit Steinen rundherum als Windschutz. Es gibt noch andere, die im Zelt schlafen - Kletterer und Wanderer, wie wir, aus allen Ländern. Beim Spaziergang um die Lagune entdecken wir Vögel (ev. Regenpfeiffer?) mit ihren Jungen - hier ist es traumhaft, ruhig und friedlich.

Am Abend essen wir in der Hütte und kommen ins Gespräch mit den Jugendlichen. Sie sind sehr interessiert und laden uns zum Mate-Tee-Trinken ein: in einem speziellen kleinen runden Gefäss werden Kräuter (Yerbas) mit heissem Wasser übergossen und dann mit einem Metallröhrchen geschlürft. Der Tee ist sehr heiss und ausserdem extrem bitter. Dieses Nationalgetränk wird von vielen zu jeder Tages- und Nachtzeit getrunken. Die Jungen erzählen uns von ihrer Ausbildung, wollen wissen, was wir machen und greifen dann zur Gitarre, um uns ihre traditionellen Lieder vorzusingen. Wir singen mit: la vida es una montaña.... So gefällt es uns, am liebsten würden wir morgen die Hüttenwanderung fortsetzen, aber der Flieger nach El Calafate wartet. Und wie gut, dass wir etwas spanisch sprechen, so sind die Kontakte viel intensiver. Am Abend kriechen wir glücklich in unser Zelt. Es ist Vollmond und immer noch sehr warm, unser Equipment ist für viel kältere Temperaturen ausgelegt, so schwitzen wir mehr, als dass wir frieren. Das gute Wetter ist aber auch aussergewöhnlich, wie uns immer wieder erzählt wird.

Am Morgen wollen wir frühzeitig wegwandern und stehen früh auf. Wir verabschieden uns von Rosio und Nikolas. Rosio war Au-Pair in der Schweiz und hat uns mit Schweizerdeutsch überrascht. Es gibt auch viele Secondos hier, die sehr gut deutsch sprechen, da ihre Grosseltern aus Deutschland oder Österreich eingewandert sind und in den Familien zu Hause immer deutsch gesprochen wird, auch heute noch. Der Weg zurück zieht sich und immer noch ist es windstill. In Los Cohues nehmen wir den Bus zurück nach Bariloche und sind am frühen Nachmittag zurück im Chesa Engadina. Nach der intensiven Reinigungs - und Packaktion (alles war wieder extrem staubig) fahren wir in die Stadt zu Alfredo essen. In der Kathedrale von Bariloche geniessen wir spontan eine Chorprobe für den Weihnachtsabend - sehr stimmungsvoll. Unser Aufenthalt in Bariloche nimmt so ein schönes Ende.
See Nahuel Huapi
See Nahuel Huapi
Samstag, 14.12.13
Wir schlafen aus. Am Abend vorher war es zielich stürmisch, der Wind pfiff um unsere Cabaña, die okay, aber nicht wirklich entzückend ist. Dann machen wir uns auf, Bariloche zu erkunden. Wir frühstücken im Rapa Nui und lernen die feinen Medialunas (argentinische Gipfeli) kennen. Was uns als erstes auffällt - in Bariloche gibt es eine Chocolaterie nach der anderen - ein Schlaraffenland für Schoggi-Liebhaber! Man sagt ja, die Gegend sei wie die Schweiz, im 19. Jahrhundert hat sich hier eine Schweizer Kolonie nieder gelassen und ihre Kultur und Gewohheiten haben Spuren hinterlassen. So gibt es z. B. auch Berghütten und einen Hüttenwanderweg. Die Landschaft war aber auf der chilenischen Seite bei Puerto Varras viel schweizerischer.

Wir erkundigen uns, was wir hier unternehmen können. Die Stadt selbst hat nicht so viel zu bieten, ist sehr touristisch und begeistert uns nicht. Yvonne und Frank sind auch in Bariloche angekommen. Wir haben sie das letzte Mal in Atacama gesehen, von wo sie mit dem Bus auf der argentinischen Seite gen Süden reisten. Sie machen heute eine Mountain-Bike-Tour, das wäre eine Möglichkeit, oder eine Wanderung zum Refugio Frey. Am Nachmittag sitzen wir stundenlang am See und schauen einem Kite-Wettbewerb zu. Segelschiffe gibt es auch hier nur vereinzelt. Es bläst ein schöner Wind, der Himmel ist strahlend blau.

Wir treffen die beiden und Markus aus Stuttgart zum Abendessen im Alberto. Es gibt Bife de Chorizo (Rumpsteak) vom offenen Grill - sensationell gut und viel. Mit Fleisch wird nicht gegeizt, Pasta kostet dafür fast gleich viel. Yvonne und Frank fahren morgen mit dem Bus 2x12 Stunden nach El Chaltén, wo wir sie wieder treffen werden. Sie nehmen unsere Camping-Gas-Kartuschen mit, die ja im Flieger verboten sind. Wir beschliessen, die Hüttenwanderung zu machen. In Bariloche ist es aussergewöhnlich heiss, über 30 Grad. So heiss war es seit 10 Jahren nicht und es ist ja noch nicht mal Sommer. Wir hoffen, dass es auf 1700 Metern kühler ist.
Lago Todos los Santos
Lago Todos los Santos
Freitag, 13.12.13
Um 8 Uhr steigen wir in einen kleinen Bus, gemütlich, nicht voll besetzt. Nicht viele leisten sich diesen doch recht teuren Transit nach Argentinien. Der erste Halt ist bei den Wasserfällen von Petrohué, sie liegen noch etwas im Schatten des Osorno, sprudeln gemütlich vor sich hin, friedliche Morgenstimmung, der Touristenrummel beginnt später. Kurz darauf sind wir im kleinen Hafen am Lago Todos los Santos und steigen in den Katamaran. Die nächsten zwei Stunden schenken uns atemberaubende Aussichten auf den Osorno, über einem smaragdgrünen See. Kleine Inseln, hübsche Buchten mit Sommerhäuschen, Leuchttürmchen, viele Berge. Wir erreichen Peulla, wo wir Zeit für ein Mittagessen im Hotel Natura haben (das nicht sehr fein ist). Hier am hintersten Zipfel des Sees werden einige touristische Aktivitäten angeboten, wie Helikopterflüge, 4x4-Busfahrten, Canyoping - ziemlich schrecklich. Bevor wir weiterfahren, holen wir bei der chilenischen Passkontrolle den Ausreisestempel. Ein Waldweg führt auf den 976-Meter hohen Pass, der Übergang zu Argentinien. Hier fährt kein Auto, nur die 4x4-Busse für den Transit kommen durch und ein paar verwegene Tourenvelofahrer. Der Bus nimmt Kurve um Kurve - da taucht er auf, der Tronador, ein mächtiger erloschener Vulkan und der Hausberg der Region. Ein Schild zeigt kurz darauf, dass wir die Grenze überqueren, ciao ciao Chile, bienvenidos Argentina.

Bevor wir den Katamaran in Porto Frías am Lago Frías besteigen, müssen wir dann durch die argentinische Pass- und Gepäckkontrolle. Nur ein paar ausgewählte Koffer werden kontrolliert, natürlich ist unsere Tasche dabei. Aber Silver erklärt der Zollbeamtin, dass das alles nur Kleider für die Antarktis sind. Dafür zeigt sie Verständnis und wir müssen die Tasche doch nicht öffnen. Dann besteigen wir das Schiff bis Puerto Allegre. Das Wetter ist fantastisch und der Guide erklärt uns immer wieder, wie aussergewöhnlich dieser Tag sei. Hier oben ist es meistens nur wolkig! Es geht weiter mit dem Bus zum Puerto Bless, wo wir das letzte Schiff bis Puerto Pañuelo nehmen, auf dem Lago Nahuel Huapi, der grosse See vor den Toren Bariloches. Die Gegend sieht aus wie bei uns im Norden, könnte z. B. Norwegen sein. Gegen 20.00 Uhr kommen wir in Bariloche an, wo wir das Taxi zur Cabaña nehmen. Ein eindrücklicher Tag, an dem wir einmal mehr die wunderschöne Landschaft geniessen konnten.

Sa

14

Sep

2013

Perito Moreno

El Calafate ist die Hauptstadt des Departemento Lago Argentino und Zentrum des Tourismus für den Nationalpark Los Glaciares mit dem Gletscher Perito Moreno.

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